hr4 ÜBRIGENS
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Arnold-Rammé, Pia

Eine Sendung von

katholische Pastoralreferentin im Ruhestand, Frankfurt

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„Selig, die …. „

Jetzt vor Weihnachten haben Altennachmittage und Seniorenveranstaltungen Konjunktur. Es sieht so aus, als ob man den Menschen, die das Jahr über zu kurz kommen, etwas Gutes tun möchte. Zu diesen Zu-kurz-Gekommenen zählen in unserer Gesellschaft auch die Älteren und Alten. Das soziale Gewissen regt sich! Doch Aktivitäten wie Alten- und Seniorennachmittage allein können ein schlechtes Gewissen kaum beruhigen. Da müsste schon mehr passieren. Für ältere Menschen ist das Gefühl, abgeschoben zu sein, nicht mehr gebraucht zu werden, im Alltag übermächtig, für viele jedenfalls. Alt werden ist heute zwar eine Realität, aber mit der zunehmenden Zahl älterer und alter Menschen scheint das Verständnis für sie nicht zu wachsen. - Im Neuen Testament der Bibel finden sich die so genannten acht Seligpreisungen. Da geht es um die Friedfertigen, die Trauernden, die Barmherzigen, die Verfolgten und andere. In einem Kalender fand ich auch acht Seligpreisungen, aber aus der Sicht eines alten Menschen gesprochen:

Selig, die Verständnis zeigen für meinen stolpernden Fuß und meine lahmende Hand.
Selig, die begreifen, dass mein Ohr sich anstrengen muss, um aufzunehmen, was man zu mir spricht.
Selig, die wissen, dass meine Augen trüb und meine Gedanken träge sind.
Selig, die mit freundlichem Lachen verweilen, um ein wenig mit mir zu plaudern.
Selig, die niemals sagen: „Das haben Sie mir heute schon zwei Mal erzählt!“
Selig, die verstehen, Erinnerungen aus früheren Zeiten in mir wachzurufen.
Selig, die mich erfahren lassen, dass ich geliebt, geachtet und nicht allein gelassen bin.
Selig, die mir in ihrer Güte die Tage, die mir noch bleiben, erleichtern.

Gern möchte ich in die Gruppe dieser „Selig Gepriesenen“ aufgenommen werden, und das nicht nur jetzt vor Weihnachten.