Im richtigen Moment

„Wie komme ich mit den Menschen in unserer Klinik in Kontakt?“ Diese Frage beschäftigt mich als Klinikseelsorger immer wieder. Und ich habe mir dazu, gemeinsam mit meinem evangelischen Kollegen, einiges einfallen lassen. Auf jeder Station gibt es am Schwarzen Brett einen Aushang: ein freundliches Foto von uns beiden, eine kurze Vorstellung, was wir tun und anbieten. Handzettel, ebenfalls mit Foto und kurzer Vorstellung, die an verschiedenen Orten ausliegen. Wir haben uns mit den Mitarbeiterinnen der Patientenaufnahme zusammengetan – die weisen auf die Klinikseelsorge hin. Und auf vielen Stationen wird bei der Aufnahme angeboten, Kontakt mit den Seelsorgern herzustellen. Wir besuchen unsere Stationen, sprechen mit den Pflegenden und Ärzten, damit die uns weiterempfehlen können. Wir gehen auf Patienten zu und suchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Und auf der Homepage der Klinik sind wir auch zu finden. Das Echo ist sehr unterschiedlich.

Was mich sehr bewegt, ist die Erfahrung, „im richtigen Moment um die Ecke zu kommen“. Da ist ein Patient von der Diagnose wie erschlagen und bricht in Tränen aus. Die Schwester hat nicht die Zeit für ein längeres Gespräch – und da tauche ich auf. Der alte Mann am Sterbebett seiner Frau braucht Stütze und Halt. Und ich bin gerade da. „Ach, Sie habe ich da auf dem Aushang gesehen – haben Sie einen Moment Zeit für ein Gespräch?“ spricht mich eine Besucherin auf dem Gang an.

Aus solchen Zufällen entstehen oft sehr bewegende Begegnungen, die mich bereichern. Alles Situationen, die mir buchstäblich zufallen. Ich verstehe sie aber als Führung und Fügung Gottes. Und ich merke: Im alltäglichen Dienst als Klinikseelsorger muss ich nicht alles selbst machen. Oft genügt es, dass ich da bin. Alles Weitere wird gefügt. Und ich hab die Erfahrung gemacht: So ist das auch an anderen Orten und bei anderen Menschen: Oft passieren Dinge im richtigen Moment. Für mich heißt das: gut gefügt.