hr4 ÜBRIGENS
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Becker, Michael

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Kassel

Mehr als Staub und Asche

Mehr als Staub und Asche

Zeichen müssen sein, sagt Herrmann. Darum geht er heute Abend in den Gottesdienst. Zeichen müssen sein. Heute das Zeichen der Asche. Ein uralter Brauch, weiß Herrmann. Vor zehn Jahren war er Aschermittwoch in seiner Kirche, eher zufällig, mit einer Bekannten. Das war seltsam. Die Bekannte ging zum Altar und bekam ein Zeichen auf die Stirn. Ein kleines Kreuz aus Asche. Weil Herrmann das damals nicht verstanden hat, hat er nachgefragt. Und gehört: Die Asche ist ein Zeichen für Gottes Nähe. Und dafür, wie vergänglich wir Menschen sind - eben wie Staub und Asche. Das hat Herrmann erst Recht interessiert. Und ging der Sache auf den Grund.

Das ist nämlich so, weiß er heute: An jedem Palmsonntag, eine Woche vor Ostern also, stehen Palmzweige in der Kirche am Altar. Die werden erst gesegnet und werden dann im Laufe des langen Jahres ganz trocken. Weggeworfen werden sie aber nicht. Sie werden noch gebraucht. Im nächsten Jahr werden sie verbrannt, kurz vor Aschermittwoch. Die Asche wird aufgehoben. Dann kommt ein ganz klein wenig Wasser in die Asche, damit sie nicht nur staubig ist. Diese Asche dann zeigt am Aschermittwoch, dass wir zwar vergänglich sind - aber zugleich Gott gehören, der uns liebt und schützt. Zeichen müssen sein, sagt Herrmann seit damals. Und geht immer wieder mal in die Kirche. Vor allem, wenn schöne Zeichen zu sehen sind. Man kann nicht nur mit dem Verstand glauben, sagt Herrmann, sondern auch mit dem Gefühl. Dazu braucht es Augen, Hände und vor allem das Herz. Und das Herz sagt: Ich will beschützt sein; ich will nicht sein wie ein Blatt, das der Wind verweht. Ich brauche Zeichen von Gott, dass er immer bei mir bleibt - und ich bei ihm. Vor allem, wenn es mir nicht so gut geht.

Deswegen mag Herrmann das Kreuz, das er heute wieder auf seine Stirn bekommt. Ein Zeichen der Liebe, weiß er, und nicht des Todes. Das Kreuz sagt: Du kleiner Mensch, der du sterblich bist, gehörst zu Gott, der unsterblich ist. Zeichen müssen sein, sagt Herrmann. Vor allem Zeichen Gottes, der viel stärker ist als der Tod.