Ein weiser Blick aufs Leben
Ein Mann wie ein Baum. Reinhold Messner, der Bergsteiger. Fast siebzig Jahre und weltberühmt. Alles erklommen, was es zu erklimmen gibt. Durch Wüsten gelaufen und im ewigen Eis gefroren. Wilde Haare, eine Haut wie Leder durch die Wochen bei minus 40°. Was er tut, ist extrem. Messner sitzt vor drei Tagen im Fernsehstudio (NDR, 9. Februar 2013) und wird gefragt: Wie ist das, wenn man so erfolgreich ist? Ach, sagt er da und lacht in die Kamera, was sind schon Erfolge. Die machen eher müde. Wenn ich nicht dreizehn Mal gescheitert wäre, wäre ich gar nicht mehr am Leben. Messner schaut verschmitzt und wiederholt: Ja, letzten Endes hat mir mein Scheitern mehr gebracht. Selbst da denkt er extrem. Er scheitert am Berg oder in der Wüste, muss aufhören und umkehren, weil er sonst einschneit - später dann kann er lachen und meint sogar, zu scheitern helfe seinem Leben.
Das ist mal ein weiser Blick aufs Leben: Scheitern, lachen, besser machen. Da gehört etwas zu, nämlich: ehrlich sein zu sich. Ich schaff’s heute nicht, heute gelingt es mir nicht, ich brauche mehr Zeit. So viel Ehrlichkeit darf sein. Wenn noch ein Lachen dazu kommt, ist’s beinahe wie Fastnacht. Heiter bleiben bei Fehlern und Schwächen, vor allem den eigenen. Dann von vorne beginnen. Und nochmal. Wie beim Clown, der dreimal scheitert, erst die Zuschauer und zuletzt sich selbst zum Lachen bringt - und, auf einmal: ist er doch stark, ein richtiger Könner. Als habe der liebe Gott die Schwachen lieb, die auch noch lachen können. Als mache Gott gerade die Ehrlichen stark fürs Leben. Wer sich verbeißt in seine Schwäche, wird verbissen und schwer. Wer einen Witz macht über sein Scheitern, wird leichter und luftiger.
Heute feiern auch die, denen längst nicht alles gelingt und trotzdem heiter bleiben. Jedes Helau ist ein Schritt zu mehr Leichtigkeit. Vielleicht geht‘s Morgen dann besser von der Hand.