Ein Leben als Dienst
Meine Hochachtung vor Benedikt dem XVI. Wenn die Kräfte nicht mehr genügen, muss man aufhören dürfen. Jeder evangelische Bischof oder Bischöfin verlässt das Amt mit 65 Jahren, da darf wohl auch ein Papst mit fast 86 Jahren aufhören. Wem ist gedient, wenn ein sich kraftlos fühlender Mensch seine große Kirche weiter führen muss? Gott bestimmt nicht. Er lässt seinen Kindern die Freiheit.
Was waren das für acht Jahre, die Benedikt Papst war? Ich will da sehr vorsichtig sein, denn ich bin evangelisch und kenne vieles nicht so genau, was der katholischen Kirche wertvoll erscheint. Benedikt war, aus meiner Sicht, nicht der allergrößte Freund einer Zusammenarbeit mit evangelischen Kirchen. Er bezweifelte sogar, dass die Evangelischen überhaupt Kirche in seinem Sinne seien. Auch hatte er in den letzten Jahren schwere Konflikte aus der Vergangenheit der katholischen Kirche zu bewältigen. Das wird an ihm gezehrt haben. Es hat sein Herz beschwert und seine Kräfte wohl noch mehr schwinden lassen, wen würde das wundern.
Über seine Zeit als Papst mögen andere genauer urteilen können. Mir bleibt, die Lebensleistung von Joseph Ratzinger zu würdigen. Ein Leben als Dienst an Gott, an Menschen, an der Kirche, die ja aus Menschen gebildet wird. Dienen ist nicht mehr so beliebt. Ein Leben lang schon gar nicht. Viele kümmern sich eher nur um sich selbst. Dienen heißt aber, sich selbst zurück zu nehmen und für andere da zu sein; für Menschen und für Gott. Da hat Benedikt ein wichtiges Zeichen gesetzt. Es gibt nicht so viele, die vor vielen Kameras beten und sagen: Wir Menschen brauchen Gott, um uns selber besser zu verstehen. Dafür danken heute auch Evangelische diesem deutschen Papst und wünschen ihm ein friedliches Leben. Möge der liebe Gott ihm noch schöne Jahre schenken in der Stille, die er so liebt. Und uns allen dann einen neuen Papst, der der Welt zu Herzen geht.