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Jahn, Steffen

Eine Sendung von

Katholischer Referent für Weltkirche, Bischöfliches Generalvikariat Fulda

Unliebsame Geschenke

Moderator/in: Geschafft. Nun liegen die Weihnachtsfeiertage hinter uns, viele von uns haben mit der Familie oder mit Freunden gefeiert und oft auch Zuviel gegessen. Natürlich gab es auch wieder große und kleine Geschenke für die Lieben. Was tun aber mit den Geschenken, die man am liebsten gleich wieder loswerden möchte? Steffen Jahn von der Katholischen Kirche, du hast dir heute über die unliebsamen Geschenke Gedanken gemacht?

Autor/in: Genau. Denn natürlich gab es in diesem Jahr auch bei mir wieder ungewollte Geschenke: Krawatte, Socken oder den Fresskorb mit Dingen, die ich gar nicht essen mag. Bei manchen Geschenken weiß ich gar nicht so ganz genau, was ich damit anfangen soll.

Moderator/in: Und stresst dich das? Eigentlich sollen dir die Geschenke doch Freude bereiten.

Autor/in: Das stimmt. Das machen sie auch - ich freue mich ja über jedes Geschenk. Besonders dann, wenn sich jemand für mich angestrengt hat. Etwas für mich gekauft, gebastelt oder gekocht hat. Da kommt es auch gar nicht auf den Wert oder die Größe des Geschenkes an. Trotzdem traue ich mich dann manchmal nicht, ehrlich zu den Schenkenden zu sein. Oft macht das ja auch keinen Sinn. Er oder sie hat es ja wahrscheinlich nur gut gemeint. Wer würde schon zu seinem Kind sagen: "Was hast du mir denn da für ein schreckliches Bild gemalt?" Dann tue ich lieber so, als finde ich es toll!

Moderator/in: Und dann hast du aber ein schlechtes Gewissen?

Autor/in: Ja, leider ist das so. Irgendwie ist es dann eher auch ein Abwägen, womit ich den kleineren Schaden anrichte. Sage ich lieber nichts und lasse den anderen im Glauben oder konfrontiere ich ihn mit meiner ehrlichen Meinung? Ich habe dafür noch keine Lösung gefunden.

Bei der Recherche bin ich dann aber auf etwas gestoßen, dass mich doch ein bisschen tröstet. Nämlich, dass es in der Bibel im Alten Testament gar kein Wort für "Gewissen" gibt. Es wird vielmehr mit "dem Herzen" übersetzt. Wenn also etwas "von Herzen" kommt, kann ich es ohne schlechtes Gewissen annehmen.