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Vogt, Dr. Fabian

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Weiberfastnacht

Moderator/in: Heute ist Altweiberfasching. Da übernehmen ja seit langer Zeit die Frauen symbolisch für einen Tag die Macht. An vielen Orten haben die „Weiber“, wie man an Fasching heute die Frauen nennt, auch heute symbolisch die Rathäuser gestürmt und den Herren die Krawatten abgeschnitten. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Wo kommen denn solche Bräuche her?

Na, Altweiberfasching selbst entstand vermutlich erst vor rund zweihundert Jahren im Rheinland. Da fanden die Frauen, sie hätten ein Recht genauso zu feiern wie die Männer. 

Aber der Brauch, die Machtverhältnisse ab und an mal umzudrehen, ist älter. Viel älter sogar: Schon bei den Römern gab es Tage, an denen die Diener und die Herren ihre Rollen tauschten.

Insofern ist es ganz passend, dass heute zufälligerweise auch noch der „Welttag der sozialen Gerechtigkeit“ ist. Das ist eine Aufforderung: „Schaut mal genau hin! Es gibt Machtstrukturen in unserer Gesellschaft, die ungerecht und diskriminierend sind. Dagegen sollten wir was tun.“

Etwa mit der Botschaft: Frauen, lasst euch nicht unterdrücken!

Zum Beispiel. Letztlich geht es aber um alle Strukturen, die Gewinner und Verlierer hervorbringen. Deswegen finde ich es als Pfarrer so markant, dass Jesus solche Themen schon vor 2000 Jahren angesprochen hat. Bei ihm gibt es Sätze wie: „Die Letzten werden die Ersten sein“ oder „Wer unter euch groß sein will, der diene“. Weil für ihn klar war: Der Anfang, ungerechte Strukturen zu überwinden, ist Respekt und Achtung vor jedem Menschen, vor Mann und Frau. 

Die Sehnsucht danach spiegelt sich bis heute in Faschingsbräuchen wider, gerade an Weiberfastnacht.