hr2 ZUSPRUCH
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Walther, Lukas

Ein Sendung von

Pastoralassistent in der katholischen Pfarrei St. Elisabeth Mainz und Budenheim, Mitarbeiter Kirche im HR

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Sommer, Sonne, Pilgern

Sommer. Ferienzeit. Die Sonne steht hoch, die Tage sind lang – und viele zieht es hinaus. Raus in die Natur und auch: einfach mal raus aus dem Alltag, raus aus dem Stress. Auch ich gehe im Sommer gerne nach draußen. Drinnen ist es mir auch einfach zu stickig.

Und manchmal gehe ich nicht nur spazieren – ich pilgere. Erst vor kurzem haben wir in meiner Pfarrei eine große Wallfahrt veranstaltet. Also eine große gemeinsame Wanderung zu einer Kapelle im Wald. Ich habe dafür kleine Impulse an Wegstationen vorbereitet.

Wallfahren, das klingt für manche vielleicht altmodisch. Aber wallfahren und pilgern sind sich sehr ähnlich. Für mich heißt es bei beiden: unterwegs sein mit leichtem Gepäck – äußerlich und innerlich. Schritt für Schritt runterkommen. Im Gehen klärt sich oft mehr, als ich im Sitzen nachdenken kann. So kann ich nicht auf der Leitung stehen.

Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung

In diesem Jahr bekommt das Pilgern für viele katholische Christinnen und Christen eine besondere Bedeutung. Denn die katholische Kirche feiert 2025 ein sogenanntes Heiliges Jahr. Und es steht unter einem starken Leitwort: „Pilger der Hoffnung“.

Ich finde das bewegend – weil es so gut in unsere Zeit passt. Gerade das Stichwort pilgern unter diesem Motto finde ich klasse und aktuell.

Denn Hoffnung ist gerade manchmal schwer. In einer Welt, in der Kriege nicht enden wollen, in der Menschen in Gaza, in der Ukraine, im Sudan und an so vielen anderen Orten in Angst und Not leben. In einer Welt, in der Gewalt, Hass und Spaltung lauter sind als Versöhnung und Vertrauen. In einer Welt, in der kurz nach einer Waffenrufe wieder gefeuert wird.

Und trotzdem: Ich bin aufgerufen, Pilger der Hoffnung zu sein.

Nicht, weil alles gut ist. Sondern weil ich daran glaube, dass es besser werden kann. Wenn ich pilgere, dann spüre ich: Hoffnung ist nichts Abstraktes. Sie wächst in den kleinen Begegnungen.

Ein freundlicher Gruß auf dem Weg. Ein geteiltes Stück Brot. Eine gemeinsame Mahlzeit. Ein Gespräch am Wegesrand, das unter die Oberfläche geht. Und Hoffnung ist nicht immer laut. Manchmal ist sie einfach das stille Wissen: Ich bin unterwegs. Ich bin nicht allein. Ich bleibe nicht stehen. Ich tausche mich aus, über das, was gerade in meinem Leben passiert. Jetzt bei der Wallfahrt habe ich mit einigen darüber gesprochen, dass sie bald in Rente gehen und was das für sie bedeutet. Das waren tolle Gespräche.

Ein Schritt gegen die Angst

Für mich ist Pilgern auch ein Protest – gegen Gleichgültigkeit. Es hat etwas von Aktivismus. Ich gehe los, weil ich nicht will, dass Angst das letzte Wort hat. Ich gehe, weil ich glaube: Jeder Schritt in Richtung Menschlichkeit zählt. Und vielleicht ist das Heilige Jahr ja genau das: Ein gemeinsamer Weg. Kein perfekter. Kein bequemer. Aber einer, der Hoffnung sät – in mir und um mich herum.

Ich weiß: Pilgern ändert nicht die ganze Welt. Aber es verändert mich. Und ich glaube, wer sich bewegt, kann auch etwas bewegen. Die eine stößt den Nächsten an. Also mache ich mich auf. Manchmal auf langen Wegen. Manchmal einfach beim Spaziergang um die Ecke. Mit offenen Augen. Und hoffentlich mit einem offenen Herzen.

Ich wünsch mir für diesen Sommer möglichst viele solche Momente: Momente, in denen ich spüre: Die Welt ist manchmal schwer zu ertragen. Aber es gibt Hoffnung. Und ich erlebe diese Hoffnung besonders dann, wenn ich auf langen und kurzen Wegen als Pilger unterwegs bin.