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Hirt, Beate

Ein Sendung von

Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt

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Jakobus und das Pilgern

Viele werden es diesen Sommer an ihren freien Tagen wieder tun: pilgern. Ich find es faszinierend, wie das Pilgern in den letzten Jahren und Jahrzehnten wieder attraktiv geworden ist. Der mit Abstand beliebteste Pilgerweg ist sicher der Jakobsweg, mit dem Ziel Santiago de Compostela. Ich kenne ein halbes Dutzend Menschen, die schon dorthin gepilgert sind oder gerade die Wegetappen dorthin laufen.

Gedenktag des heiligen Jakobus

Heute ist in Santiago ein besonderer Tag: der Gedenktag des heiligen Jakobus. Er war einer der Apostel Jesu, erzählt die Bibel. Der Legende nach soll sein Grab eben in diesem Santiago de Compostela sein – und das war auch der Ursprung der Wallfahrten und Pilgerschaften an diesen Ort in Spanien.

Pilgerwege in meiner Heimat

Ich kenne aber nicht nur Menschen, die bis nach Santiago pilgern. Pilgerwege gibt es mittlerweile viele, auch bei uns in Hessen. Da ist zum Beispiel der Bonifatiusweg, der von Mainz nach Fulda führt. Er folgt den Spuren des Trauerzuges, der im Jahr 754 den Leichnam des heiligen Bonifatius von Mainz zu seiner letzten Ruhestätte nach Fulda brachte.

Auch der berühmten heiligen Hildegard von Bingen ist ein Pilgerweg gewidmet. Er startet im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein und führt bis nach Eibingen, auf der hessischen Rheinseite, wo auch die Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard steht. Und ebenso hat die heilige Elisabeth von Thüringen Pilgerpfade in Hessen: Sie führen aus verschiedenen Himmelsrichtungen nach Marburg, wo ihr Grab liegt.

Viele dieser Wege möchte ich dieses Jahr erkunden

Viele wunderbare Pilgerwege ganz in unserer Nähe: Die will auch ich dieses Jahr nutzen. An dem ein oder andren freien Tag will ich meine Wanderschuhe schnüren und auf dem Bonifatiusweg oder Hildegardweg entlangwandern. Es sind gleich mehrere Dinge, die mich daran reizen: Ich bin draußen in der Natur, genieße die Schöpfung Gottes, die Grünkraft, von der die heilige Hildegard spricht.

Wald und Wiesen tun mir schon auf den ersten Schritten gut, wenn ich durchatme und meinen Blick schweifen lasse bis in die Ferne. Und dann ist auch die Bewegung immer gut für meine Stimmung und meine Erholung: Wenn ich stundenlang laufe, dann kommt in mir selbst etwas in Bewegung.

Ich kann in Ruhe nachdenken, über Dinge, die mich beschäftigen, über Vergangenes – oder auch über Zukünftiges, über Pläne und Träume, die in mir schlummern. Und allmählich wandelt sich etwas beim Wandern. Ich wandle mich, verändere mich. Vielleicht ist das ja das Wichtigste überhaupt beim Wandern oder Pilgern: die Wandlung, die in mir selbst geschieht.

Gott ist beim Pilgern dabei

Und Gott spielt in all dem für mich natürlich auch eine Rolle. Ich spüre Gott in seiner Schöpfung – und ich erfahre ihn, wenn ich mich bewege und wandle. Pilgern muss nicht, aber kann eine berührende religiöse Erfahrung sein. So oder so tut es vielen Menschen einfach gut.