hr2 ZUSPRUCH
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Wienold-Hocke, Katrin

Ein Sendung von

Evangelische Pröpstin, Sprengel Kassel

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Eine Hoffnung auf Frieden und Versöhnung

Eine Hoffnung auf Frieden und Versöhnung, das brauche ich in diesen Zeiten. Auf dieser Spur bin ich mit einer kleinen Reisegruppe von Kassel nach Coventry, einer Stadt in England gefahren. Versöhnung ist möglich.

Vor der Versöhnung stand eine schreckliche Zerstörung

Dafür steht heute Coventry. Zunächst steht es aber für eine schreckliche Zerstörung. Am 14.2.1940 wurde Coventry von der deutschen Luftwaffe bombardiert. Am Morgen danach stand der Dompropst Howard vor seiner Kathedrale. Nur die Außenmauern standen, das Kirchenschiff lag voll Trümmer. Zwei verkohlte Dachbalken waren herabgefallen und bildeten die Form eines Kreuzes.

"Vater, vergib"

Mit Kreide hat Howard etwas in den Bogen des Altarraums geschrieben, der stehengeblieben war. Er schrieb: Vater, vergib. Nur diese beiden Worte. Vater, vergib ihnen, hat Jesus am Kreuz gesagt.

Die Kathedrale ist Ruine geblieben

Für Howard war klar: wir alle brauchen Vergebung, und Jesus mit seiner Botschaft von der Liebe Gottes stiftet die Versöhnung. Die beiden Worte glänzen heute dort in goldener Farbe. Die Kathedrale ist Ruine geblieben. Mitten im Krieg hat der Dompropst gesagt: wir wollen uns nicht vom Hass besiegen lassen, wir wollen Friedensstifter werden.

Eine große Bewegung der Versöhnung ging von Coventry aus

Seitdem ist von Coventry eine große Bewegung der Versöhnung ausgegangen. Die Gemeinde hat ein Kreuz aus großen Dachnägeln aus der Ruine gebildet. Dieses Kreuz haben sie nach Deutschland getragen, dorthin, wo Städte von englischen Bomben zerstört waren, nach Kiel und später nach Dresden.

Sie haben nicht nur mit diesen Städten Partnerschaften in Deutschland angefangen. Viel haben sie durch ihr Engagement zu einem friedlichen Europa nach dem zweiten Weltkrieg beigetragen. Weltweit gibt es inzwischen Nagelkreuze, Gemeinden und Gemeinschaften, die Versöhnung stiften und für den Frieden eintreten.

Warum denkst du, wie du denkst?

Was tun Sie konkret? Wenn wir uns versöhnen wollen, sagen sie in Coventry, müssen wir miteinander reden. Warum denkst du, wie du denkst? Diese verblüffend einfache Frage kann so viel aufschließen. Geschichten müssen erzählt werden, Familien- und Lebensgeschichten, Erfahrungen von Völkern und Gruppen.

Wenn wir uns lange gut zugehört haben, wenn dann ich deine Geschichte erzähle, und du hinterher sagst: so ist es gewesen, dann haben wir einen großen Schritt hin zur Versöhnung geschafft.

Jeden Freitag wird weltweit die Versöhnungslitanei von Coventry gebetet, die mit dieser Bitte beginnt: Den Hass, der Nation von Nation trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse, Vater, vergib.

Viele fröhliche Geschichten von Versöhnung haben wir bei unserem Besuch in Conventry gehört. Das war so ermutigend. Versöhnung und Frieden sind möglich!