Aussteiger Bonifatius – Aussteigen im Alltag
Jetzt streifen sie wieder durch unsere schöne Stadt Fulda: Viele Besucher erfreuen sich am kulturellen Programm, etwa den Musicals „Die Päpstin“ oder „Bonifatius“, genießen die barocke Pracht und viele weitere Sehenswürdigkeiten. Zum Pflichtprogramm eines Fuldabesuches gehört eine Dombesichtigung. Damit verbunden der Besuch des Grabes des Hl. Bonifatius in der Krypta. Eine interessante Grabplatte mit einem imposanten Bild ist da zu sehen. Ein Firmling hat einmal spontan gerufen und kommentiert: „Der Hl. Bonifatius ist ja ein Aussteiger!“ Und in der Tat kann man in der Darstellung sehen, wie zwei Engel den Sargdeckel anheben und der Hl. Bonifatius aus dem Sarg entsteigt. Hier können wir eine Parallele ziehen. Auch die Besucher Fuldas nehmen sich eine kurze Auszeit, einen temporären Ausstieg aus ihrem Alltag. Und Urlaub bietet nicht nur Erholung, sondern auch die Möglichkeit der spirituellen Erneuerung.
Urlaub auch als spirituelle Kraftquelle
Beim Besuch von Kirchen und die Themenwege durch die Stadt wird dies gefördert. Sich auf diese Spuren zu begeben, ist eine gute Gelegenheit, Urlaub mit dem Glauben zu verbinden und eine gute Gelegenheit, sich neu auszurichten, die Beziehung zu Gott zu vertiefen und neue Impuls für den Alltag zu gewinnen. Der christliche Glaube kennt die Bedeutung und die Notwendigkeit der Ruhe. Im Alten Testament wird der Sabbat als heiliger Tag der Ruhe bezeichnet, ein Tag, an dem die Menschen ihre Arbeit ruhen lassen und sich auf Gott besinnen sollen. Das lesen wir im zweiten Buch Mose, dem Buch Exodus: „Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun.“ (2 Mose 20, 8-11) Und auch Jesus zog sich immer wieder zurück, um in der Einsamkeit neue Kraft zu schöpfen und zu beten. Das Lukasevangelium berichtet davon. Dort heißt es: „Doch er zog sich an einen einsamen Ort zurück, um zu beten.“ (Lk 5,16)
Sogar Bonifatius war ein Aussteiger
Ich merke, auch ich persönlich benötige immer wieder Zeiten der Erneuerung und des geistlichen Wachstums. Ein Ausstieg aus dem Alltag – und sei es nur für wenige Tage – ist dafür immer eine gute Gelegenheit. Eine solche kleine Pause gibt mir die Möglichkeit, mich in eine Kirche zu setzen, die Stille zu genießen und meinen Gedanken freien Raum zu geben. Und oft formt sich dann ganz von allein ein Gebet. Oder ich lasse mich durch ein spirituelles Buch inspirieren und eröffne mir so neue Perspektiven. Ein Urlaub ist auch ein guter Anlass, den Blick auf das Positive im Leben zu lenken. Häufig sind das auch Situationen, in denen andere Menschen mir Gutes getan haben. Das sage ich ihnen dann und oft sehe ich sogleich darin Gottes Güte und Fürsorge für uns Menschen: für mich.
„Der Hl. Bonifatius ist ja ein Aussteiger“, dieser Ausruf des Firmlings ermuntert mich für die kleinen Ausstiege aus dem Alltag. Und an Bonifatius bewundere ich, mit welcher Kraft er neue Wege des Glaubens ging. Er vertraute seinem Gott in sich verändernden Zeiten. Damit ist er ein gutes Vorbild für mich – und ich denke auch für die Veränderungen in den Kirchen in diesen Zeiten.