hr2 ZUSPRUCH
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Reuter, Eva

Ein Sendung von

Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen

Wichtige Zeugen

Ich war noch nie als Zeugin vor Gericht, aber ich bin gerne Zeugin. Ein Zeuge ist jemand, der einen Sachverhalt selbst wahrnimmt und in der Folge schildern, bezeugen kann. Nicht nur in der Strafverfolgung spielen Zeugen eine wichtige Rolle. Auch im christlichen Glauben sind sie wichtig. Heute feiern Christinnen und Christen das Fest der Zeugen Petrus und Paulus.

Der Sohn des lebendigen Gottes

Petrus war einer von den zwölf Jüngern Jesu. Von ihm wird in der Bibel eines der ersten Glaubenszeugnis überliefert: Als Jesus fragt, für wen seine Begleiter ihn halten, antwortet Petrus: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Matthäus 16,16). – Später wird Petrus einer der wichtigsten Zeugen der jungen Christen-Gemeinde. Er hält Reden und erzählt von Jesu Predigten und Wundern.

Verantwortlich für ihre Verfolgung

Bei Paulus war es ein bisschen anders: Er war ein gelehrter und frommer Jude, der die Christen-Bewegung zuerst für gefährlich hielt. Er war sogar verantwortlich für ihre Verfolgung. Erst als er auf dem Weg nach Damaskus eine Vision hat, wird er überzeugter Christ. Von da an war er missionarisch im ganzen Mittelmeerraum unterwegs und hat an vielen Orten Zeugnis für den Glauben an Gott abgelegt. Viele seiner Briefe wurden Teil der Bibel.

Für die Nachwelt erhalten bleiben

Die Glaubenszeugnisse von Petrus und Paulus überzeugten viele Menschen. An vielen Orten ließen sich die Leute taufen, und die Christen-Gemeinden wuchsen und breiteten sich aus.

Die Aussagen der ersten Zeugen waren dafür entscheidend. Deshalb wurden sie auch aufgeschrieben. Sie sollten für die Nachwelt erhalten bleiben – wenigstens als Texte.

Da ist jemand gläubig

Die Kraft von Zeugenaussagen ist immer wieder von großer Bedeutung. Auch heute ist es wichtig, dass Menschen ihren Glauben bezeugen; erzählen, was der Glaube ihnen bedeutet. Oder wenn man in einer kleinen Geste erkennt: Da ist jemand gläubig. Wie zum Beispiel einige Fußballspieler: Sie machen nach einem Tor das Kreuzzeichen.

Solche persönlichen Zeugnisse sind oft beeindruckender als theologische Bücher. Ich denke, das liegt daran: Bekenntnisse sprechen das Herz an, Bücher den Verstand.

Probleme mit der Institution

Mit dem Verstand erkenne ich viele Schwierigkeiten und – durchaus berechtigte – Kritikpunkte an der Kirche.  Dabei geht es bei diesen schwierigen Themen fast immer um Probleme mit der Institution, mit der Art und Weise, wie Christinnen und Christen sich organisiert haben. Da braucht es Auseinandersetzung mit neuen Erkenntnissen und Reformen. Diese Themen müssen diskutiert werden, keine Frage!

Eine Herzenszeugin sein

Das ist aber nicht das Kernthema meines Glaubens. In meinem Herzen bin ich überzeugt von der frohen Botschaft. Ich möchte bezeugen: Gott ist da und er liebt die Menschen. Er will, dass wir friedlich und respektvoll zusammenleben.
Und für diese gute Nachricht brauchen wir Zeuginnen und Zeugen – gerade in der heutigen Zeit. Natürlich sind das keine Augenzeugen mehr wie Petrus und Paulus – es sind sozusagen Herzenszeugen: Menschen, die mit ihrem Herzen fühlen und überzeugt sind: Gott begleitet jede und jeden durchs Leben. Und in Jesus Christus hat er uns vorgemacht, wie ein Leben gut sein kann. Dafür bin ich gerne Zeugin – Herzenszeugin!