Spül-Luxus
Heute Morgen habe ich die Spülmaschine ausgeräumt – mal wieder. Wie so oft. Drei Auszugskörbe vollgepackt mit Besteck, Tellern, Tassen, Schälchen und Töpfen. Bei einer Familie mit kleinen Kindern kommt da so einiges zusammen.
Eigentlich wollte ich direkt in den Tag starten, schnell einen Tee kochen und das Frühstück für alle vorbereiten. Und dann stand da die unausgeräumte Spülmaschine mit der unerledigten Arbeit vor mir. Ich war genervt. Und auf einmal musste ich lächeln. Mir war nämlich eine Erinnerung an ein Ereignis im letzten Jahr gekommen.
Letztes Jahr ist nämlich unsere Spülmaschine kaputtgegangen. Ärgerlich, denn eine neue ist teuer und ich muss mich natürlich drum kümmern, ein neues Modell auszusuchen und Lieferung und Einbau klären. Ansonsten aber dürfte der Vorfall nicht weiter schlimm sein. Wenn nicht gerade der Rohstoffmangel gewesen wäre. Und die Schwierigkeiten mit den Lieferketten. Es gab nämlich einfach keine Spülmaschine zu kaufen. Bestellen war möglich, aber natürlich nur mit Wartezeit.
Man merkt manche Vorteile erst dann, wenn sie fehlen
Und so dauerte es ganze drei Monate, bis die neue Spülmaschine da war. Drei Monate für die ganze Familie von Hand spülen. Ohne die Möglichkeit, die Kinder miteinzubeziehen, denn die waren einfach noch zu klein dafür. Das Spülen hätte vermutlich eher mit vielen Scherben geendet. Ich war sehr schnell sehr genervt, denn das schmutzige Geschirr nahm einfach kein Ende.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass von Hand spülen in Deutschland ganz normal und selbstverständlich war. Ich muss sagen, ich habe mich schnell an diesen Luxus gewöhnt. Nach den drei Monaten ohne Spülmaschine habe ich gemerkt, wie angenehm es ist, wenn ich morgens so viel frisch gespültes Geschirr ausräumen darf. In der ersten Zeit mit dem neu gewonnenen Luxus war ich immer wieder verblüfft, wie viel Arbeit mir erspart bleibt und wie schnell das letzte Bisschen doch erledigt ist. Das hat sich richtig gut angefühlt und ich habe mich über die freie Zeit gefreut.
Im Laufe der Zeit habe ich mich wieder an den neuen Spül-Luxus gewöhnt und vergessen, wie groß diese Unterstützung ist. Nur manchmal denke ich noch an die Zeit ohne Spülmaschine – so wie heute Morgen. Und dann glaube ich, dass mir doch ab und zu eine kaputte Spülmaschine auch ein bisschen guttun würde. Einfach nur, um wieder Erleichterung und Dankbarkeit spüren zu können, wenn anschließend alles so läuft, wie es vorher war.