Die Weisheit baut Sandburgen
„Hast du Pläne für den Urlaub?“ Wenn mich das jemand fragt, habe ich viel zu berichten. Ich bin nämlich gut darin, meine freien Tage möglichst effizient durchzuplanen. Viel zu gut. Manchmal hätte ich lieber weniger Pläne für den Urlaub.
Viel zu viele Pläne für den Urlaub
Ich nehme mir vor, mindestens drei Bücher von dem Stapel auf meinem Nachttisch zu lesen. Und die Rumpelkammer im Keller will ich auch endlich mal aufräumen – im Alltag wird das ja wieder nichts. Sollte ich das Glück haben zu verreisen, will ich möglichst viele Highlights besuchen. Und ganz nebenbei noch meine Französischkenntnisse aufbessern.
Ich habe Urlaub. Ein Privileg, das längst nicht alle Menschen haben, das ist mir bewusst. Doch selbst hier nehme ich oft den Druck mit, möglichst viel zu schaffen. Früher war das anders. Als kleines Mädchen beim Spielen im Sand zum Beispiel. Gefühlte Ewigkeiten konnte ich mich darin verlieren. Ohne erkennbar voran zu kommen, ohne etwas zu schaffen.
Nichts schaffen wollen – einfach nur spielen
Daran haben mich zwei Kinder erinnert, die ich bei meinem letzten Urlaub am Meer beobachtet habe. Gemeinsam haben sie eine besonders kunstvolle Sandburg gebaut. Mit Muscheln und bunten Steinen verziert. Und mit Mustern, die sie mit den Fingern vorsichtig in den Sand gezogen haben. Sie waren noch nicht ganz fertig, da hat eine Welle das Kunstwerk in sich zusammensacken lassen. Was für eine Enttäuschung! Doch die beiden Kinder haben gequietscht vor Freude und sich kurzerhand neu ans Werk gemacht. Viele Sandburgen haben sie an diesem Nachmittag gebaut. Und genauso viele wurden vom Meer davongespült. Für die beiden war es ein Spiel, das ewig so weitergehen könnte. Nichts schaffen wollen – einfach spielen.
Als Gott die Welt erschafft, da ist die Weisheit mit dabei
Eine weise Art zu leben ist das. Sich Zeit nehmen, um zu spielen. Einfach so, für die eigene Freude.
In der Bibel wird das von der Weisheit selbst erzählt. Als Gott die Welt erschafft, da ist die Weisheit mit dabei, wie eine Person. Sie spielt vor ihm wie ein Kind am Strand. Ich stelle mir vor, wie auch sie Sandburgen baut, die wieder davongespült werden. Sie schafft nichts Beständiges, wie die Grundfesten der Erde, die Gott erbaut. Mit ihr kommt etwas in die Welt, das wichtig ist: Freude und Leichtigkeit. Die Weisheit entdeckt die Erde spielerisch und freut sich darüber. Und Gott sieht bei ihrem Spiel zu. Er lässt sich von ihrer Freude anstecken. Und so schaffen sie gemeinsam die Welt: Gott ordnet alles wohlüberlegt an. Und die Weisheit belebt die Erde mit ihrer Spielfreude. Am Ende sagt sie: „Wer mich findet, der findet das Leben.“ (Sprüche 8,35)
Sich treiben lassen im Urlaub
Ich erinnere mich an die Kinder, die am Strand Sandburgen gebaut haben. Wo so freudig gespielt wird, da ist Leben. Wenn es nicht darum geht, wie man die Zeit noch effizienter nutzt. Wie man noch mehr schaffen kann. Dann ahne ich etwas von der himmlischen Freude der Weisheit.
In Hessen ist gerade Ferienzeit. Eine gute Zeit, diese kindliche Freude wiederzuentdecken. Im Urlaub oder zu Hause, ganz egal. Ich will öfter meine Vorhaben beiseitelegen. Und mich spielerisch treiben lassen – einfach so.