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Spory, Dr. Anke

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg-Gonzenheim

Und Sarah lachte ...

Und Sarah lachte ...

„Wenn Gott keinen Spaß verstünde, so möchte ich nicht im Himmel sein“, hat Martin Luther einmal gesagt. Gott und Lachen – passt das eigentlich zusammen? Diese Frage wird von vielen Menschen unterschiedlich beantwortet. Das Evangelium ist die frohe Botschaft, nicht die traurige. In der Bibel aber taucht das Wörtchen Humor nicht auf. Auch in der Kunst hat sich das Bild eines lachenden Christus nicht durchgesetzt. Also, hat Gott nun Humor?

Die vermutlich älteste Bibelstelle zum Thema Lachen steht in der Geschichte von Abraham und Sarah. Beide sind hochbetagt, als Gott ihnen die Geburt eines Sohnes angekündigt. Im 1. Buch Mose heißt es: Da lachte Sara und dachte: "Nun ich alt bin, soll ich noch die Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt!" (1. Mose 18,12)

Sarah lacht. Unmöglich – in ihrem Alter noch ein Kind zur Welt bringen zu können! Sie lacht, weil sie zweifelt, dass sie und ihr Mann tatsächlich noch Eltern werden könnten. Sarah lacht. Nun fragt Gott Abraham, wieso Sarah auf die Verheißung eines Sohnes lacht. Sarah widerspricht: Ich habe nicht gelacht, sagt sie. Ist die Frage Gottes nach Sarahs Lachen ein göttlicher Tadel? Das gehört sich doch nicht, einer göttlichen Verheißung lachend zu widersprechen….

Lachen kann ängstlich und zweifelnd sein, es kann höhnisch und zynisch klingen, es kann aber auch helfen, zu sich selbst und den Umständen des Lebens Abstand zu gewinnen. Damit verändert sich die Wirklichkeit nicht automatisch. Aber sie wird leichter. Auch leichter zu ertragen.

Vielleicht hat Sarah genau aus dem Grund gelacht: Weil sie gehofft hat, dass sie nicht festgelegt ist auf die Grenzen der Realität, darauf, dass sie bereits jenseits der Wechseljahre ist. Sie ist alt, ja, aber vielleicht bekommt sie dennoch ein Kind? Es ist ein hoffnungsvolles Lachen gegen die bittere Erfahrung ihrer Lebensumstände. Und es ist vielleicht auch ein befreiendes Lachen mit dem sie ausdrückt: Alles scheint dagegen zu sprechen, dass ich noch einmal Mutter werde- aber wer weiß…? Ein Lachen gegen ihre realistische Selbsteinschätzung, dass sie, die sie so alt geworden ist, kein Kind mehr zur Welt bringen wird.

So wäre Sarahs Lachen ein Lachen, das damit Ernst macht, dass alles auch anders sein kann, dass es Wunder gibt. Und der göttliche Tadel wäre eigentlich eine Ermutigung: Du hast ja recht, es klingt wie ein Wunder, gegen alle Realität. Es klingt zum Lachen, aber sollte bei Gott etwas unmöglich sein?

Ein Jahr später bekommt Sarah einen Sohn. Sie geben ihm den Namen Isaak, was übersetzt heißt: Er lacht. Saras Lachen klingt in dem Namen ihres Sohnes weiter. Ob Gott Humor hat – vielleicht ist das ja gar nicht die Frage. Dass er uns aber Humor geschenkt hat und ein Lachen, dass uns befähigt, Abstand zu nehmen von den Umständen des Lebens, das erzählt die Geschichte von Sarah.