Der Blick auf die Vergangenheit kann zur Solidarität führen
„Einwanderer machen Amerika groß – und sie haben übrigens heute auch Ihr Essen gekocht und sie bedient“: Dieser Satz steht seit einigen Wochen auf dem Kassenbeleg in einem Restaurant im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Jeder, der dort isst wird dezent, aber unmissverständlich darauf hingewiesen: was ich hier gerade esse und genieße hat unmittelbar etwas mit Einwanderung zu tun.
Die Liebe geht durch den Magen, sagt es ein Sprichwort. Dieses Restaurant macht mit dem Kassenbeleg darauf aufmerksam, dass auch gesellschaftliche Realitäten den Weg auf unseren Teller finden.
Das Restaurant protestiert mit diesem Satz gegen das neue US-Einreiseverbot. Viele Menschen sind dagegen. Und so ist es nicht nur dieses eine Restaurant, dass auf die Arbeit der Einwanderer in den USA aufmerksam macht. Viele andere sind gefolgt. Sie hängen Schilder im Schaufenster auf, auf denen steht: „Flüchtlinge sind willkommen“. Es gibt eine Liste mit Restaurants, in denen Gerichte angeboten werden, die aus den sieben Ländern stammen, die von dem Einreiseverbot betroffenen sind.
Manchmal ist es gut, das zu hinterfragen, was selbstverständlich scheint. Was kommt auf den Teller und woher kommt es? Wer hat es gekocht und in welchem Kochbuch ist das Gericht zu finden? Scheinbar banale Fragen, sie machen aber deutlich: Nicht erst in der politischen Diskussion sind Fragen der Einwanderung präsent, sie fangen bereits dort an, wo es um ganz alltägliche Dinge geht wie das Essen.
„Einwanderer machen Amerika groß – und sie haben übrigens heute auch Ihr Essen gekocht und sie bedient“; dieser Satz auf dem Kassenzettel zeigt auch, wie wertvoll ein Blick in die Vergangenheit ist.
Schon das alte Testament hat aus eigener Erfahrung von dem Umgang mit Menschen aus anderen Ländern gesprochen. So heißt es im 2. Buch Mose: „Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen“ (2. Mose 22,20). Das Volk Israel hat erfahren, was es heißt, als Fremdlinge in einem anderen Land zu leben ohne gleiche Rechte in einem fremden Land zu leben. Sich daran zu erinnern kann zu mehr Verständnis für Fremde im eigenen Land führen.
Ich glaube, dass dieser Blick in die Vergangenheit und was sie geprägt hat wichtig sein kann. Er macht stark, Menschen anderer Herkunft in den Blick zu nehmen. Mit dem, was sie anders machen und wo dies in einer Gesellschaft bereichernd sein kann. Der Blick auf die Vergangenheit kann dazu führen, sich mit Menschen zu solidarisieren und deutlich machen, wie sehr wir von unterschiedlichen Kulturen auch profitieren können. Ich finde, der Kassenzettel aus New York ist ein guter Anstoß.