Am 19. August 14 stirbt Kaiser Augustus
Das Nordrhein-Westfälische Landeskriminalamt hat neulich seine sogenannte „Abteilung für visuelle Fahndungshilfe“ drangesetzt, Phantombilder herzustellen. Phantombilder einer sehr prominenten historischen Persönlichkeit: von dem römischen Kaiser Augustus. Sein Todestag war genau heute vor zweitausend Jahren. Diese Phantombilder zeigen Augustus in verschiedenen Phasen seines Lebens: als jungen Mann, dann mit etwa 50 Jahren und schließlich mit 70 Jahren.
Es fahndet zwar niemand nach dem Römischen Kaiser. Aber man will aus Anlass des 2000. Todestages an diese große Figur der Antike erinnern. Der Kaiser Augustus. Schon als Kind ist mir dieser Herrscher als jemand ganz besonderes erschienen. Jedes Jahr an Heilig Abend habe ich die Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums gehört. Da heißt es doch: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.“ Alle Welt! Zur Zeit Jesu jedenfalls muss Augustus der mächtigste Mann der Welt Jesu gewesen sein.
In der Tat. Das Römische Reich des Augustus reichte von Britannien bis Nordafrika bis in den Orient, es umfasste das ganze Mittelmeer. Augustus regierte als Kaiser. Und war genial genug, zugleich die republikanische Tradition zu achten. Schon zu Lebzeiten wurde der Monat August nach ihm benannt. Und schließlich: er war so anerkannt, dass er mit 76 Jahren eines natürlichen Todes starb. Das war für damalige Herrscherfiguren eher die Ausnahme.
Dass der Evangelist Lukas in seinem Bericht von der Geburt Jesu Augustus nennt, ist keine Nebensache. Nur kurze Zeit nach seinem Tod und der Beisetzung der Asche wurde Augustus zum Gott erklärt: „Divus Augustus“, der göttliche Augustus, mit einem eigenen Kult und einem eigenem Tempel in Rom, zwischen Palatin und Kapitol.
Lukas stellt diesem vergöttlichten Augustus den Gottessohn Jesus Christus gegenüber. Dort der Begründer der Pax Romana, des römischen Friedensreiches. Und hier der Mensch gewordene Gott, der das Reich der Himmel, das Reich Gottes verkündigt. Wer diesen Zusammenhang herstellt, will deutlich machen: Der Anspruch des Christus - und was er verheißt - geht weit über das hinaus, was der große Augustus bedeutet.
Zugleich wusste Lukas aber auch: Er durfte es sich nicht mit dem politischen Machtzentrum in Rom verderben. Deswegen kommt es auch nicht zu einem harten Gegenüber von Augustus und Christus. Augustus wird mit seiner Volkszählung vielmehr zu einem wunderbaren Werkzeug in Gottes Plan: Hätte Josef nicht mit seiner schwangeren Verlobten Maria nach Bethlehem gemusst, um sich dort in die Steuerlisten eintragen zu lassen, dann wäre die biblische Verheißung nicht erfüllt worden, dass der Messias aus Bethlehem kommt.
Am 19. August des Jahres 14 starb Kaiser Augustus. Das war heute vor 2000 Jahren. Die Leute im nordrhein-westfälischen Kriminalamt hat dieses Datum bewegt. Ich verstehe das. Für mich hat es etwas mit Ehrfurcht zu tun. Ehrfurcht vor den Menschen und Generationen, die vor uns waren, und was sie für uns bedeuten.