Und das mit Links
Barack Obama ist es. Königin Elisabeth II von Großbritannien ist es. Der amerikanische Rapper Eminem und Lady Gaga sind es. Einstein war es und Alexander der Große soll es gewesen sein: Linkshänder. Morgen ist der internationale Linkshändertag – ins Leben gerufen natürlich von einem Linkshänder.
Denn die große Mehrheit der Rechtshänder hat Linkshänder lange links liegen lassen oder sogar umerzogen. Je nach Statistik sind in Deutschland ungefähr 15% der Bevölkerung Linkshänder. Immer häufiger gehen Fachleute davon aus, dass eigentlich die Hälfte der Menschen Linkshänder ist, also die meisten zu Rechtshändern umgeschult wurden. Man könnte auch sagen, sie wurden dazu gezwungen. Warum eigentlich?
Die Linke hat von jeher einen schlechten Ruf. Einen ungeschickten Menschen nennt man „linkisch“. Was mit der linken Hand ausgeführt wird, gilt als irgendwie nicht ganz geheuer. Schon im Alten Testament, im Buch des Prediger Salomo wird links gegen rechts ausgespielt: „Des Weisen Herz ist zu seiner Rechten, aber des Toren Herz ist zu seiner Linken.“ (Kohelet 10, 2) Die linke Hand wird mit Torheit in Verbindung gebracht. Im Neuen Testament, im Gleichnis vom Weltgericht wird beschrieben, wie Christus als Weltenrichter die Völker versammeln und einteilen wird, so wie ein Hirte Böcke und Schafe trennt. Er wird die Schafe zu seiner Rechten und die Böcke zu seiner Linken stellen. Die zur Rechten sind die Gesegneten, die nach Gottes Willen gelebt haben. Zu denen zur Linken sagt der Weltenrichter: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.“ (Matthäus 25, 40)
Das mit „rechts gleich gut und links gleich böse“ ist in der Bibel rein bildlich gemeint. Doch oft genug wurde und wird die Bibel mit aller Gewalt wortwörtlich verstanden. Kann sein, dass dadurch solche Bibelverse beigetragen haben, links zu diffamieren. Der Apostel Paulus hat eigentlich den Christen von Anfang an eine andere Art ins Stammbuch geschrieben, wie sie die Bibel lesen und verstehen sollen: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“ (2. Korinther 3, 6) Man muss die Bibel geistvoll lesen.
Und wenn man sich vom Geist der Bibel inspirieren lässt, kann man entdecken, dass Gott die Menschen höchst individuell geschaffen hat. Die Bibel redet nicht der Uniformierung und Gleichmacherei das Wort. Menschen sollen sich nicht verbiegen oder verbogen werden. Wer anders ist als die anderen, soll nicht mit Gewalt in ein Schema gepresst werden. Das gilt nicht nur für Linkshändigkeit, sondern für viele andere Eigenschaften und eigene Arten zu sein, zu leben, zu glauben, zu lieben. Klar: Unterschiede fordern heraus. Der Andere ist anders. Das kann ganz reizend sein oder mich sehr reizen. Aber das ist kein Grund, das Anderssein des Anderen zu bekämpfen und ausmerzen zu wollen. Menschen sollen zu einem freien, unverkrampften Leben finden, so wie sie sind. Und das mit Links oder mit Rechts!