hr2 ZUSPRUCH
hr2
Becker, Michael

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Kassel

Ewigkeit - das sanfte, helle Land

Ewigkeit - das sanfte, helle Land

Manchmal erschrickt man ja und muss sich sagen: So ist das Leben auch, es kann auch furchtbar sein. In der vergangenen Woche starb mit 63 Jahren Pfarrerin Sigrid Glockzin-Bever, die über dreißig Jahre lang hier in hr2-kultur den Zuspruch am Morgen gesprochen hat. Immer hat sie es gerne getan; zunächst als Pfarrerin im Fuldaer Land, später in Marburg. Sie konnte besonders trösten, sprach gute oder ernste Worte der Zuversicht für alle, die ihr gerne zuhörten. Vor einiger Zeit schon musste sie in den Ruhestand gehen, weil sie so krank war.

Warum muss so etwas sein?, frage ich mich und fragen sich Menschen. Aber wir wissen wohl auch, wie schwer eine Antwort ist auf diese Frage. Manchmal erschrickt man einfach und muss sich sagen: So ist das Leben auch; so ist Gott auch und holt Menschen zu sich, die noch viel zu geben hatten. Was soll man denken und glauben, wenn man von Abbrüchen hört und vom frühen Tod, wenn die Krankheit einfach nicht endet und der Schmerz einen Menschen überwältigt? Dann steht man da mit seinen Fragezeichen, die jeden Tag größer werden. Gibt es wenigstens eine Hoffnung, die einen trägt und etwas wärmt in der kalten Welt? Ja, die gibt es, glaube ich. Es gibt Worte, in die ich mich hineinlegen kann wie in ein Nest. Worte, die mich streicheln und behüten. Worte, die mir einen Sinn schon heute versprechen.

Im Tempel zu Jerusalem steht vor vielen Jahren ein Mensch und spricht diese Worte zum ersten Mal. Dann haben viele Menschen seine Worte nachgesprochen bis heute, wo sie oft auf einer Taufurkunde stehen oder einem Konfirmationsschein. Worte, wertvoller als Gold. Sie heißen (Altes Testament, Psalm 91, Verse 11):

Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Behüten auf allen Wegen, liebe Hörer, auch auf dem Weg in ein Krankenhaus, auch auf dem letzten Weg. Nichts, was auf dieser Welt mit mir geschieht, ist ohne Gott.

Das glaube ich. Darum hoffe ich, dass alle, die auf Erden ihre Augen für immer schließen, bei Gott neu erwachen. Ich kann Ihnen Gottes Versprechen nicht beweisen, leider, aber ich kann jederzeit darauf hoffen. Je fester ich bitte und hoffe, desto klarer sehe ich sie vor mir: die Ewigkeit, das sanfte, helle Land. Ein Engel nimmt uns in seine Arme, Gott selbst wird bei uns wohnen. Wir haben dann keine Fragen mehr - und nie mehr Schrecken.