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Fröhlich, Johanna

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Gießen

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Ich bin ein Mensch

Wenn ich im Internet unterwegs bin, werde ich oft von Websites gefragt: „Sind Sie ein Mensch?“ Ob beim Onlineshopping oder beim Login für meine Emails. Ganz oft muss ich diese Sicherheitsfrage beantworten und das Häkchen setzen bei „Ich bin ein Mensch“. Diesen Sicherheitstest nennt man ‚Captcha‘. Er soll verhindern, dass ein Roboter sich ausgibt als Mensch und auf meine Daten zugreift.

Welchen Unterschied gibt es zwischen einem Roboter und einem Menschen?

Früher musste man bei solchen Sicherheitsfragen oft Zahlencodes lesen oder Bilder erkennen – mit Bussen, Fahrrädern oder Ampeln. Das war schon manchmal kniffelig. Aber dann haben auch die Roboter gelernt, diese Rätsel zu lösen. Deshalb hat man die Tests verändert. Jetzt muss man einfach nur ein Kästchen ankreuzen: „Ich bin kein Roboter“ oder „Ich bin ein Mensch“. Das ist tatsächlich die sicherste Variante. Aber ich frage mich: Was unterscheidet mich denn von einem Roboter, der rein technisch auch dieses Häkchen setzen könnte?

Die Bewegung zum Häkchen setzen ist entscheidend

Die Macher dieses Sicherheits-Werkzeugs erklären: Ein Roboter kann das Kästchen ankreuzen. Aber darum geht es nicht. Denn den Menschen erkennt man nicht an dem gesetzten Häkchen. Sondern an dem Weg dahin. An der Art, wie sich der Mauszeiger zum Kästchen bewegt: Ist er geradlinig, muss es eine Maschine sein. Läuft die Maus geschwungen und wackelig, dann steckt ein Mensch dahinter.

Wenn es um Internetsicherheit geht, zählt also nicht meine bloße Aussage: „Ich bin ein Mensch.“ Sondern die Art, wie ich Mensch bin. Nämlich mit Schwung, und ein bisschen wackelig. „Ich bin ein Mensch“: Wenn ich dieses Häkchen das nächste Mal setzen muss, dann denke ich daran: Es macht mich nicht nur zum Menschen, dass ich komplexe Rätsel lösen kann wie ein Computer. Ich zeichne mich eben gerade als echten Menschen aus, wo meine Wege gewunden und meine Linien schief sind.