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Ein Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Roßdorf

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Ein Tag zum Feiern und zum Trauern

Schon immer war mein Geburtstag besonders für mich. Glückwünsche, ganz viel Freude und Feierlaune. Gleichzeitig wird mir gerade an diesem Tag immer wieder bewusst, nicht alles im Leben ist Freude und Glück. Das habe ich schon früh erfahren: an meinem 8. Geburtstag. Kurz vorher war der Bruder meiner besten Freundin gestorben. Ein tragischer Unfall. Plötzlich und unvorhersehbar.

Beerdigung und Geburtstag

Seine Beerdigung fiel ausgerechnet auf meinen Geburtstag. Der Tag, auf den ich mich so lange gefreut habe, an dem ich feiern wollte mit meinen Freunden und Freundinnen. Aber da war erstmal keine Freude mehr, sondern Trauer. Schock. Unverständnis für das, was da passiert ist. Umso wichtiger war es mir, für meine Freundin da zu sein. Erst recht bei der Trauerfeier, am Morgen meines Geburtstages.
Am Nachmittag wollte ich trotzdem feiern – wenigstens ein bisschen. Es war ja alles geplant und vorbereitet. Meine beste Freundin würde nicht kommen. Verständlich.

Am Gartentor: Die Überraschung

Am Gartentor wartete ich auf meine Gäste. Und dann die Überraschung: Meine beste Freundin. Sie kam. Und feierte mit mir meinen 8. Geburtstag. Und sie lachte. Mitten in der Trauer: Dieses warme, herzliche Lachen, das ich so an ihr schätze.

Freude und Trauer stehen nebeneinander

Das berührt mich bis heute: Dass sie dabei war, ausgerechnet an diesem Tag. Ein Tag mit Tränen und Trauer – und später trotzdem auch mit Lachen. Ich habe damals verstanden: Beides kann nebeneinanderstehen: Freude und Trauer. Das Leben ist nicht nur leicht oder nur schwer – sondern manchmal beides gleichzeitig. Und bei beidem gilt: Es tut gut, wenn man damit nicht alleine ist, sondern es teilen kann.

Ich frage mich heute manchmal, woher meine Freundin damals die Kraft genommen hat. Vielleicht war es aber genau das: Nicht alleine zu sein. Die Trauer ein Stück zu teilen. Und auch die Freude.

Gott stärkt Trauernde und schenkt wieder Freude

Jedes Jahr - wenn mein Geburtstag ansteht - bin ich aufs Neue dankbar für diesen Tag. Aber ich bin auch etwas demütig. Weil ich an die Menschen denke, die jetzt nicht mit mir feiern können. An diejenigen, die trauern.  Jesus hat einmal gesagt: „Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“ (Matthäus 5,4) Das bedeutet für mich: Gott steht Trauernden bei. Gott stärkt sie, schenkt ihnen neue Kraft. Und wieder Freude. Dass sie lachen können. Vielleicht nicht heute oder morgen. Aber es wird kommen.