Ein Ort für die Trauer
Anmoderation: Am Montag, den 28. Juli 2025, verunglückte die Biathletin Laura Dahlmeier im Karakorum-Gebirge in Pakistan. Tagelang bibberte nicht nur die Sportwelt, bis klar wurde, dass sie dieses Unglück in 5700 Meter Höhe nicht überlebt hat. Eine Rettungsaktion war wegen des Wetters gescheitert. Zudem hatte Laura Dahlmeier selbst verfügt, dass im Fall eines Unfalls die Retter nicht ihr Leben aufs Spiel setzten sollten. Pfarrer Matthias Viertel denkt in seinem hr1 Zuspruch darüber nach, warum der sorgsame Umgang mit Verstorbenen dennoch wichtig ist.
Autor Matthias Viertel:
Ich mochte sie. Als Fan habe ich die sportlichen Erfolge von Laura Dahlmeier begeistert mitgefeiert. Aber ich mochte sie vor allem als Mensch, ihre zugewandte Art, mit der sie immer gute Laune verbreitete. Deshalb hat mich die Nachricht von ihrem Tod getroffen. Besonders schrecklich aber ist für mich die Vorstellung, dass sie nicht geborgen werden könnte.
Verantwortungsbewusst im Extremsport
Ja, es war ihr ausdrücklicher Wunsch, kein Mensch solle sich in Lebensgefahr bringen, um sie zu retten. Das ist eine Entscheidung, die zeigt, wie verantwortungsbewusst sie als Extremsportlerin gedacht hat. Aber wenn es auch ohne Lebensgefahr ginge? Nicht die Rettung, aber doch die Bergung?
Rituale und Gottesdienst helfen bei der Trauer
Ich bin Pfarrer, habe viele Beerdigungen miterlebt und weiß, wie wichtig Rituale für die Trauer sind. Es ist hilfreich, einen Ort dafür zu haben. Zum Grab auf dem Friedhof kann ich gehen. Es ist ein Stück Erde, das den Tod besiegelt, und die Erinnerungen bewahren hilft.
Was der Friedhof möglich macht
Vom Friedhof spricht man, weil der Platz „umfriedet“ ist, er bietet Schutz, auch für die Trauernden, die dort nicht gestört werden. Einen toten Menschen in ein Grab zu legen, heißt: Du kannst abschließen: mit Sorgen und Gedanken, auch mit Vorwürfen. Hier gibt es Ruhe, geschmückt mit Blumen und vielleicht einer Kerze zum Gedenken. Für gläubige Menschen auch für die Hoffnung auf neues Leben bei Gott.
Wie man mit Verstorbenen umgeht, hat mit Menschenwürde zu tun
Nicht immer kann man mit den Verstorbenen gemeinsam diesen letzten Weg gehen. Etwa bei einem Unglück an Orten, die so unzugänglich sind wie die Berge Pakistans. Aber wenn eine Bergung ohne Lebensgefahr möglich ist, wäre es gut, für Laura Dahlmeier eine letzte Ruhestätte zu haben. Wie eine Gesellschaft mit Gestorbenen umgeht, ist eine Frage der Menschenwürde, sie erlischt nicht mit dem Tod. Trauer braucht einen geschützten Bereich, einen Ort, an dem die Verstorbenen ihren ewigen Frieden finden können, und die Menschen, die um sie trauern, ebenfalls.