hr1 ZUSPRUCH
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Schäfer, Christoph

Eine Sendung von

Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim

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Eine „Nervensäge“ als Lebensretter

Wenn ich an den Filmklassiker „Die zwölf Geschworenen“ denk, hab ich erst mal Henry Fonda vor Augen. Er spielt in dem Gerichtsdrama die charismatische Hauptfigur. Heute möchte ich aber auch an jemand denken, der hinter den Kulissen den Film zum Meisterwerk gemacht hat: Regisseur Sidney Lumet. Heute wär er 100 Jahre alt geworden. 

„Die zwölf Geschworenen“

Lumet hat viele berühmte Filme gedreht. Mich beindruckt aber „Die zwölf Geschworenen“ besonders. Denn ich find: Der Film ist zwar in den fünfziger Jahren entstanden, aber seine ethische Botschaft ist zeitlos. Sie lautet: Man muss manchmal unbequem sein, um sich für andere Menschen und für Fairness einzusetzen. Zivilcourage zeigen. Erst recht, wenn es um Leben und Tod geht. 

Die Beharrlichkeit lohnt sich

Der Film spielt in einem New Yorker Gericht: Am Ende einer Verhandlung müssen zwölf Geschworene über einen Mordfall entscheiden: Hat ein junger Mann seinen Vater umgebracht oder nicht? Es ist schwül. Praktisch alle wollen schnell nach Hause. Zumal die Beweislage auf den ersten Blick klar den Angeklagten belastet.  Das Problem: Alle müssen nun für „schuldig“ stimmen. Und der Geschworene Nr. 8, den Henry Fonda spielt, macht nicht mit. Er ist von der Schuld nicht restlos überzeugt. Und da dem jungen Mann immerhin die Todesstrafe droht, rollt Henry Fonda jetzt in einer quälend intensiven und gleichzeitig atemlos spannenden Diskussion mit seinen elf Gegenspielern den Fall noch einmal auf. Die Beharrlichkeit der „Nervensäge“ lohnt sich: Die Beweiskette der Anklage beginnt zu zerbröseln...

Ich will dagegenhalten

Der Film ist „großes Kino“. Obwohl er ohne Actionszenen auskommt. Und der Geschworene Nr. 8 ist im besten Sinn des Wortes ein Vorbild. Auch wenn ich im Alltag zum Glück nicht mit solchen dramatischen Entscheidungen konfrontiert bin: Wenn ich ihn vor Augen hab, kann ich mit den Herausforderungen an meine eigene Zivilcourage besser umgehen. Ich will dagegenhalten, wenn um mich herum gelästert oder ausgegrenzt wird. Ich will auch eine „Nervensäge“ sein, wenn ich andere dadurch beschützen kann.