Wie sieht Gott aus?
„Wie sehe ich aus“, fragte Gott. So heißt ein Buch von Rafik Schami. Darin macht sich Gott auf den Weg und fragt seine Geschöpfe, was sie über ihn denken.
Gott ist unsichtbar und ein unergründlicher Ozean
Zuerst fragt Gott die Wolke: „Wie sieht Gott aus?“ Die Wolke antwortet: „Er ist unsichtbar und doch immer da: Ich spüre ihn bei jeder Bewegung.“ „Wie sieht Gott aus?“, fragt Gott den Fisch. „Gott ist ein unergründlicher Ozean, tiefer als alle Wale tauchen können“, antwortet der Fisch. „Wie sieht Gott aus?“, fragt Gott die Schildkröte. Die antwortet: „Er ist die Ewigkeit, sein Anfang und Ende sind unsichtbar.“
Gott ist ein allmächtiges Kind
Viele Tiere fragt Gott und schließlich auch die Menschen. Er trifft einen Jungen und ein Mädchen beim Murmelspielen und fragt auch sie. Das Mädchen antwortet: „Gott ist bestimmt ein allmächtiges Kind, das mit Sternen und Planeten spielt, weil sie seine Murmeln sind. Manchmal streichelt er sie sanft. Manchmal aber spielt er auch grob mit ihnen und nicht selten vergisst er sie sogar.“
Gott ist ein alter Mann mit Bart
Gott staunt über die Weisheit des Mädchens und fragt sich, was aus den Menschen wird, wenn sie erwachsen werden. Darum besucht Gott einen alten Mann. Der ist ein Maler. „Wie sieht Gott aus?“, fragt Gott auch dieses Mal. Der Maler lächelt und zeigt auf ein Selbstportrait von sich mit weißem Bart. „Das ist Gott“, sagt er stolz. Gott schüttelt nur den Kopf. Leise verlässt er die Erde, und Zweifel nagen an ihm, ob er beim Menschen nicht irgendetwas falsch gemacht hat.
Gott ist wie eine Mutter
Ich mag dieses Buch von Rafik Schami. Ich teile den Glauben: Gott ist vielfältig. Er ist im Kleinen zu finden und im Großen auch. Manchmal ist Gott sanft und manchmal grob. Gott ist anders als ich. Er ist kein Spiegel, sondern sie ist mir ein Gegenüber. Für mich ist Gott wie eine Mutter, die ihre Kinder liebt. Sie sorgt sich, setzt sich neben mich, hört zu und tröstet. Sie ermahnt aber auch und kann zornig werden. Manchmal verstehe ich sie nicht, aber mit ihr an der Seite gehe ich furchtlos in die Zukunft.