Weltbeschützerin
Mein Enkelkind geht gerne spazieren, erzählt mir eine Frau. Sie berichtet so begeistert, dass ich die beiden vor mir sehe auf den Wiesen der Wetterau und am See. Sie freuen sich an den Wolken am Himmel, den Störchen und den vielen Apfelbäumen. Das Enkelkind schaut gerne die Blumen an und seine Oma hat Zeit, überall stehen zu bleiben und zu gucken. Oma und Enkelkind beobachten Bienen und Käferchen und geben ihnen Namen.
Die Hirschkäferrettung
Einmal sitzt ein Hirschkäfer auf dem Weg. Hirschkäfer sind fast so lang wie eine Hand und haben ein Geweih. Ein bisschen schaudert es mich, wenn ich mir dieses große Käfertier vorstelle. Ich hab‘ es nicht so mit großen Insekten.
Ich erfahre, Hirschkäfer sind überaus selten und bedroht. Diesen mitten auf dem Weg haben sich Oma und Kind angeschaut, ohne ihn zu berühren. „Oma, wir müssen ihn retten. Er kann nicht hier auf dem Weg bleiben. Er sieht schon ganz schief aus.“ Das stimmte, sagte mir die Frau. Also haben die Zwei ein sehr großes Blatt geholt und den Käfer vorsichtig in den Schatten gezogen. „Ich bin nämlich Weltbeschützer“, sagte das Kind.
"Ich bin jetzt auch Weltbeschützerin"
Bei mir zuhause krabbelte dann abends im Badezimmer eine dicke schwarze Spinne in der Dusche. Ich weiß, es ist nicht rational, aber mich gruseln Spinnen in der Wohnung. „Ich bin jetzt auch Weltbeschützerin“, denke ich. Fasse ein bisschen Mut und suche mir einen Plastikbecher und eine Postkarte für die Verbannungs-Aktion, dann mache ich das Dachfenster auf. Und tatsächlich schaffen es die Spinne und ich. Sie krabbelt in meine vorübergehende Falle und ich kann sie draußen absetzen. Ich hoffe, sie findet den Weg nicht zurück und führt ein fröhliches Spinnenleben mit etwas Abstand von mir. Und fühle mich gut. Wie ein Geschöpf Gottes mit einem Mitgeschöpf, das auch leben will.