hr1 ZUSPRUCH
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Arnold-Rammé, Pia

Ein Sendung von

katholische Pastoralreferentin im Ruhestand, Frankfurt

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Gebote für das Leben

Du sollst nicht töten! So steht es schon in der Bibel, in den Zehn Geboten. Und der Satz ist aktueller denn je. Viele kennen die Zehn Gebote, haben sie sogar irgendwann mal auswendig gelernt. Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen, du sollst Vater und Mutter ehren. Sie sind die ethisch-moralische Grundlage des Judentums und des Christentums, ja sogar die Grundlage, aus der heraus die Menschenrechte entstanden sind.

Grundlage für ein menschenwürdiges Zusammenleben

Spannend ist aber auch zu sehen, in welcher Situation diese Zehn Gebote entstanden sind: Das Volk Israel hat als Sklaven in Ägypten gelebt, unter menschenunwürdigen Bedingungen. Mit Gottes Hilfe und unter der Führung von Moses konnten sie sich befreien. Der Weg in die Freiheit und in ein besseres Leben war aber nicht einfach, es ging durch die Wüste, es gab kaum etwas zu trinken und zu essen. Alle wurden unzufrieden. Sehnten sich zurück, in die Unfreiheit, da gab es wenigstens Essen. Was tun? Es war klar: Dieses neue Leben in Freiheit, dieses bessere Leben, in einem schönen, neuen Land, das muss gestaltet werden, das fällt nicht so vom Himmel. Und da kommt Moses mit den Zehn Geboten vom Berg zurück, so erzählt es die Bibel. Da spricht Gott: Weil ich dich aus der Sklaverei befreit habe, weil du nun in Freiheit lebst, weil du ein besseres Leben willst, wirst du nicht töten, nicht stehlen, nicht ehebrechen und so weiter. Das sind keine strengen Anweisungen, sondern das sind Vorstellungen und Regeln, die sich sozusagen von selbst erschließen. Ich sehe es ein, dass es für ein gutes Leben wichtig ist, solche Regeln zu beachten. Und weil Gott den Weg mit mir geht, kann ich so leben: ohne Mord und Totschlag, ohne andere zu bestehlen und zu belügen. Paradiesische Zustände, sozusagen.

Selbstverpflichtung freier Menschen, die friedlich zusammen leben wollen

Ich finde, das ist hochaktuell: Gemeinsame Regeln und Vorschriften sind wichtig für das Zusammenleben. Das funktioniert dann am besten, wenn alle die Regeln auch für gut und wichtig halten, wenn sie sich sozusagen freiwillig, ohne Druck dran halten. Das ist utopisch, man sieht es aktuell. Trotzdem oder gerade deshalb stimmt es ja, so meine ich. Und es fängt ja schon im Kleinen an, im Alltag: wenn ich zum Beispiel meinen Kindern nicht nur etwas verbiete, sondern die Regeln auch erkläre. So wie die Zehn Gebote eben auch keine einfachen Handlungsanweisungen sind. Sie sind eine Selbstverpflichtung freier und glücklicher Menschen, die friedlich und zufrieden in Gemeinschaft leben wollen.