Von irdischen und himmlischen Boten
Na klar, kein Weihnachten ohne Boten! Wehe, wenn die Last-Minute-Bestellungen für die Liebsten nicht mehr rechtzeitig unterm Baum landen, bloß weil außer den eigenen auch noch gut acht Millionen andere Päckchen und Pakete ausgeliefert werden müssen. Und zwar jeden Tag! – Ok, als Pfarrer kann, ja, muss ich an dieser Stelle sagen: Selbst wenn die Paketboten ab sofort streiken und ihre Arbeit einstellen würden: Weihnachten käme natürlich trotzdem!
Dafür sorgen schließlich noch andere Boten. Nicht die Lieferboten, deren Kleinlaster momentan die Straße verstopfen, sondern die, die so wunderbar über den Dingen schweben. Die himmlischen Boten nämlich. Was wäre Weihnachten ohne die Engel! – Ja, Engel, das kommt vom lateinischen angelus und heißt nichts anderes als Bote. Im Gegensatz zu manchen irdischen Kollegen genießen sie ja einen tadellosen Ruf.
Paketboten sorgen stattdessen manchmal für Ärger: Schon wieder eine blöde Abholkarte im Briefkasten, obwohl doch garantiert den ganzen Tag jemand zu Hause war! Können die nicht einfach mal ordentlich ihren Job machen? – Können sie und machen sie in der Mehrheit ja auch. Eine ordentliche Bezahlung aber bekommen die meisten Boten dafür nicht. Die himmlischen Heerscharen aus der Bibel brauchen nichts als Luft und Liebe.
Die irdischen Weihnachtspakete-Engel aber müssen Miete zahlen, vielleicht eine Familie ernähren, 8 Millionen Warensendungen täglich bis zur Wohnungstür schleppen – und sie wollen bestimmt auch selbst noch ein paar Weihnachtspäckchen verschenken. Die meisten arbeiten gerade mal zum Mindestlohn, viele sogar deutlich darunter. Als selbständige Subunternehmer schuften manche für nicht einmal 5,-EUR pro Stunde, berichten die Medien.
Die Boten verdienen unsere Solidarität, wenn sie einen gerechten Lohn fordern. Und Respekt und Wertschätzung. Das kann ein Lächeln sein, ein Dankeschön, ein Trinkgeld fürs Schleppen in den vierten Stock. Und eine Erinnerung an das, was jene anderen Boten einst in der Heiligen Nacht den Hirten auf dem Felde zuriefen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden! – Frieden aber kann es nicht ohne Gerechtigkeit geben.