Vegetarische Entdeckungsreise

Die Schöpfung bebauen und bewahren, das ist der Auftrag Gottes an die Menschen. Die sollen miteinander in Frieden leben, Tiere und Pflanzen in ihrer Würde wertschätzen und die Schöpfung als Ganze im Blick haben. Große Worte. Wenn man sie in die Tat umsetzen will, geht es auch um‘s Essen.

Es ist erwiesen: Einen Menschen mit Fleisch einmal satt zu machen, das verbraucht weit mehr Energie als pflanzliche Nahrung. Vegetarisches Essen schont die Ressourcen der Erde. In Zahlen sieht das so aus: Wenn alle Besucher beim Fest im April ausnahmsweise nur vegetarisch essen, spart das so viel CO2, wie ein Mittelklassewagen verursacht, wenn er viermal um die Erde fährt.

Aber für viele gehört zum Straßenfest eine Bratwurst. Sie reagieren empfindlich, wenn sie meinen, jemand schreibt ihnen ihr Essen vor. Zum Beispiel der Kasseler Seniorenbeirat. Den hat das so geärgert, dass er nicht zum Fest kommen will. Den Ärger kann ich sogar verstehen: Gerade Ältere haben Fleisch noch als seltenen Luxus erlebt. Wenn gefeiert wird, dann muss für sie Fleisch auf den Tisch.

Wäre toll, die Kritiker kommen doch und wir gehen auf Entdeckungsreise. Warum nicht einmal anders? Vielleicht gibt’s ja grüne Soße mit Ei und Kartoffeln, da vermisse ich den Tafelspitz nicht. Für einen knusprigen Grünkernbratling lasse ich jede Frikadelle liegen. Ich koche gern und habe gerade in einem Kurs bei einem Sternekoch gelernt, wie eine eher unansehnliche, aber heimische Sellerieknolle ein aromatisches Schnitzel oder ein duftendes Püree werden kann.

Vielleicht kommen wir vom Straßenfest mit wunderbaren Rezept-Souvenirs für den Alltag nach Hause. Und darüber hinaus helfen wir, die Schöpfung zu bewahren.

Schade nur für den Metzger, der für sein ökologisch produziertes Fleisch werben und auf die Schäden durch Massentierhaltung hinweisen wollte. Er kann in diesem Jahr nicht teilnehmen. Deshalb wäre es eine Idee, im nächsten Jahr nur ökologisch erzeugtes Fleisch anzubieten. Dann wären die Würstchen allerdings teurer und jeder würde vielleicht nur eins essen. Aber auch das wäre ein sinnvoller Beitrag zur Tag der Erde.