Es ist manchmal besser, etwas einfach geschehen zu lassen statt zu versuchen, es zu erreichen
Es gibt so vieles, was man nur mit harter Arbeit und mit großer Anstrengung erreicht. Dass jemand zum Beispiel endlich befördert wird und die verantwortungsvollere Stelle bekommt – jahrelanger Fleiß war nötig, freundliches Verhalten auch bei schlechter Laune, Mühe ohne Ende und immer die Sorge, ob es denn auch klappt und sich lohnt.
Dass das so ist, hat jeder schon mal erlebt. Und das führt dazu, dass wir meinen, im Grunde wäre alles Wertvolle, Schöne und Wichtige auf die Weise zu bekommen. Stimmt aber offensichtlich nicht.
Den Contra-Text zu dieser Leistungsdevise finde ich in einem Lied, das vom König Salomo stammen soll: „Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzt und esst euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.\" (Psalm 127,2)
Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf – das ist längst zum geflügelten Wort bei uns geworden. Im Schlaf, also ohne Anstrengung, haben in der Tat manche die besten Ideen.
Von dem Beatle Paul McCartney gibt es eine schöne Geschichte. 1963, als er in London bei seiner damaligen Freundin übernachtet, ist ihm im Schlaf eine Musik in den Kopf gekommen, die zu einem der erfolgreichsten Titel der Beatles, ja der Popmusik überhaupt werden sollte: „Yesterday“. Er kann erst gar nicht glauben, dass diese schöne Melodie ihm selbst eingefallen ist und darum fragt er wochenlang Freunde und Kollegen, ob sie das schon mal irgendwo und irgendwann gehört haben. Erst als alle das verneinen, merkt er, dass ihm selbst dieses musikalische Thema im Schlaf eingefallen war und er führt die Komposition aus und veröffentlicht das Lied.
Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf. In verschiedenen wissenschaftlichen Studien konnte inzwischen gezeigt werden, dass Menschen im Traum tatsächlich Einfälle und kreative Ideen hervorbringen, die sie im wachen, angestrengten Nachdenken nicht gefunden haben. Und dass Schlaf tatsächlich die Entstehung von neuen Einsichten fördert. Offensichtlich muss ich manchmal etwas einfach nur geschehen lassen, statt zu versuchen, es mit aller Macht zu erreichen.
Auch wenn mir noch keine grandiose ‚Yesterday‘-Melodie eingefallen ist, eigentlich ist jede Nacht und jeder Schlaf alles andere als verlorene Zeit. Wer weiß, womit Gott mich noch beschenken wird? Bin mal auf die nächsten Nächte gespannt…