hr1 ZUSPRUCH
hr1

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer im Ruhestand, Biebertal

Harmonie braucht unterschiedliche Töne

Harmonie braucht unterschiedliche Töne

Heute, am Valentinstag, ist Liebe das Thema. Blumen, Pralinen, herzgeschmückte Grußkarten, Umarmungen, Küsse - alles das dient besonders heute der liebevollen Kommunikation sich liebender Menschen.

Ich will zum Konzert der Liebesbezeugungen einen Spruch beisteuern. Er heißt: „Wenn du liebst, bleibe du selbst. Der perfekte Akkord der Liebe entsteht nicht durch gleiche Töne, sondern dadurch, dass unterschiedliche Töne zusammenklingen.“

In der Musik jedenfalls ist das Argument überzeugend: Wenn alle den gleichen Ton spielen, ist der Spaß durchaus begrenzt, sowohl beim Spielen als auch beim Zuhören. Alle immer den gleichen Ton, das ist öde und langweilig. Da muss Dynamik hinein: Unterschiedliche Töne, die sich ergänzen, sich aufeinander beziehen, die Harmonien entstehen lassen. Dann wird aus Tönen richtige Musik.

In der Beziehung von Menschen, die sich lieben, ist es ähnlich. Ein Paar im Partner- Look ist öde. Nicht nur kleidungsmäßig. Auch wenn es um Meinungen geht. Um Hobbys und Freundschaften. Sie klingen immer gleich. Wenn man sie kennt, kennt man auch ihn. Wenn man ihn hört, nickt sie nur mit dem Kopf.

Ist das wirklich Liebe? Alles Persönliche geben wir auf für das gemeinsame. Muss das nicht fade werden im Lauf der Zeit?

„Wenn du liebst, bleibe du selbst. Der perfekte Akkord der Liebe entsteht nicht durch gleiche Töne, sondern dadurch, dass unterschiedliche Töne zusammenklingen.“

Es gibt allerdings auch nicht wenige, die diese Sätze sehr eigenwillig interpretieren. Nach dem Motto: Mach du deine Musik. Ich mach meine. Und dann bewegen sie sich durchs Leben wie zwei Einmannkapellen, die in der Fußgängerzone sich gegenseitig Konkurrenz machen. Jeder mit eigener Melodie und großer Lautstärke. Und irgendwann heißt es dann: Wir haben uns auseinander gelebt. Es geht nicht mehr.

Das ist kein Wunder. Denn bei der Liebe geht es nicht nur um unterschiedliche Töne. Sie sollen auch zusammenklingen. Nicht nur fröhlich den eigenen Takt schlagen, sondern die andere oder den anderen im Auge und im Ohr behalten. Und Freude daran haben, dass wir gemeinsam verschieden sind.