Endlich mal nur was für mich tun
„Endlich mal nur was für mich tun“. Wo dieser Satz gesagt wird, ist er oft mit einem tiefen Seufzer verbunden. Der Gesichtsausdruck dessen, der ihn sagt, verrät die große Belastung der Vergangenheit, auf die er zurückblickt und die große Hoffnung, auf die er vorausschaut. Wer hätte diesen Wunsch nicht, endlich mal nur was für sich tun zu können? Mütter sagen den Satz oft, wenn die Kinder dann endlich groß geworden und aus dem Haus sind. Väter aber auch, denen der Gang zur Arbeit zusehends zur Last wird. Von Alleinerziehenden, die diese Belastung doppelt haben, mal ganz zu schweigen. Endlich mal nur was für mich tun. Die Sehnsucht verstehe ich.
Darum gibt es ja auch den sogenannten Ruhestand. Damit man im letzten Abschnitt seines Lebens endlich mal nur was für sich tun kann. Viele wählen darum sogar den Vor-Ruhestand; so sehr sehnen sie sich danach. Auf der anderen Seite gibt es Seminare zum Thema: „Vorbereitung auf den Ruhestand“. Die wenden sich insbesondere an Menschen aus sehr anspruchsvollen Berufen. Im Seminar sollen sie lernen, wie das geht, endlich mal nur was für sich tun zu können.
Ein bisschen ist der Ruhestand für mich noch hin. In Gedanken beschäftige ich mich aber schon damit. Auch ich habe einen Beruf, wo ich viel für andere da bin. Und auch ich habe zwei inzwischen erwachsene Söhne. Ich erinnere mich sehr wohl an Zeiten, in denen ich gedacht habe: „Und wo bleibe ich?“ Denke ich heute aber voraus an die Zeiten, wo ich nur noch was für mich tun kann, wächst auch in mir die bange Frage: „Ja, was denn?“
Jesus sagt: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Mt. 25, 40)
Einen Wunsch für meinen Ruhestand habe ich: Dass ich auch dann noch für andere was tun kann. Denn ich glaube: Dann tue ich wirklich was für mich.