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Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

„Bringe dein Licht mit, wohin du gehst!“

„Bringe dein Licht mit, wohin du gehst!“

In Kamerun in Westafrika gibt es einen wunderbaren Abschiedsgruß. Da fordert man sich beim Auseinandergehen gegenseitig auf: „Bringe dein Licht mit, wohin du gehst!“ Und ein kirchlicher Mitarbeiter von dort erklärt, dass man unter Licht nicht nur Helligkeit oder Beleuchtung versteht. Er sagt, dass darin auch zum Ausdruck kommt, sich gegenseitig beizustehen und Freude zu bereiten, einander anzunehmen und aufzunehmen. Das Wort Licht steht auch für Liebe (1).

„Bringe dein Licht mit, wohin du gehst!“ Der Wunsch nach Licht passt ganz schön in diese dunkle Jahreszeit und vor allem: Licht ist das heimliche Thema dieses heutigen Tages. Und zwar Licht in den verschiedenen Bedeutungen, die das Wort auch bei uns hat. Denn heute ist Epiphanias. Das Epiphaniasfest am 6. Januar ist das zweitälteste Fest der christlichen Kirche und inzwischen so gut wie vergessen. Epiphanias bedeutet Erscheinung oder Offenbarung und am 6. Januar feierte man, dass sich Gott den Menschen gezeigt hatte und dass mit seinem Sohn Licht in die Welt gekommen ist.

Im Lauf der Kirchengeschichte hat dieser Tag einiges mitmachen müssen. Orthodoxe Christen feiern am 6.1. die Geburt Jesu, in anderen Traditionen erinnert man sich an Jesu Taufe. Wieder ein anderer Brauch ist, am heutigen Tag an das erste Wunder von Jesus zu erinnern, als er auf einer Hochzeit Wasser in Wein verwandelt hat. Bei uns haben schließlich die Weisen aus dem Osten, die sogenannten heiligen drei Könige, den Tag für sich erobert. Sie waren einem besonders großen Stern, so heißt es, eine lange Zeit über gefolgt. Auch hier spielt also wieder ein Licht eine große Rolle.

Epiphanias – auch wenn die Bedeutung des Festes schillernd ist – heute ist der Epiphaniastag und das ist ein guter Tag, um mal zu schauen, was, kurz gesagt, die Welt hell macht, was Ausstrahlung hat und was mich wärmt. Ist es mein Humor, der mich alles leicht nehmen lässt? Sind es andere Menschen, auf deren Liebe ich mich verlassen kann? Ist es das Vertrauen in Gott, das Vertrauen in den Grund, auf dem ich stehe?

Wo ist Licht nicht nur für mich, sondern Licht, das ich – wie es in dem afrikanischen Abschiedswunsch heißt – auch mitnehmen kann an die Orte, an die ich gehe und zu den Menschen, die ich treffe.

Licht – ein Gastgeschenk der etwas anderen Art.