Adressbuch

Eine Aufgabe erledige ich immer zu Beginn des neuen Jahres: Ich aktualisiere mein Adressbuch. Mein Adressbuch befindet sich nicht im Handy oder auf der Festplatte. Da bin ich altmodisch und habe noch ein Büchlein - mit Buchstaben an den Seitenrändern, damit ich die Adresse gleich finde. Mit der Zeit ist mein Adressbuch immer umfangreicher geworden: Urlaubsbekanntschaften, Arbeitskollegen, Freunde, Familienmitglieder, auch ferne Kollegen. Es werden immer mehr Adressen. Wenn ich wieder am Anfang eines Jahres stehe und die einzelnen Seiten durchgehe, sehe ich: Es ändert sich vieles im Laufe von zwölf Monaten. Bei manchen Namen muss ich überlegen. Wer war denn das? Habe ich den beruflich kennengelernt oder gehörte der zu der Gruppe, mit der wir im Sommerurlaub einen netten Abend verbracht haben? Oder ich denke: Oh, schade, dass ich den aus den Augen verloren habe. Was er wohl macht? Ob er noch da wohnt? Und ich nehme mir vor, dass ich mal wieder anrufe. Manchmal stoße ich auch auf einen Namen, bei dem ich denke: „Hoffentlich muss ich dich nicht wiedersehen, dich streiche ich durch. Manche Kontakte und Beziehungen hatten ihre Zeit und sind nicht auf Fortsetzung angelegt“.

Ein Adressbuch ist für mich eine Art Beziehungskiste. Es spiegelt die Kontakte, die wir haben oder hatten, auch diejenigen, die wir uns gewünscht haben und aus denen nie etwas geworden ist. Und mancher Name steht auch noch drin von jemandem, der nicht mehr da ist. Die Bibel sagt: Gott hat auch eine Art Adressbuch. Jesus hat den Menschen damals zugerufen: Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind (Lukas 10,20). Eine schöne Zusage, die auch heute gilt: Wir können sicher sein: Bei Gott haben wir unsere erste und unsere letzte Adresse. Er wird keinen Menschen vergessen – nicht die Lebenden und nicht die Toten. Es wird keiner vergessen. Kein einziger Mensch. Es wird von uns Notiz genommen. Daran will ich mich jedes Mal erinnern, wenn ich mein Adressbuch zur Hand nehme.