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Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer im Ruhestand, Biebertal

Valentinstag

Valentinstag

Valentin kann eigentlich gar nichts dafür, dass heute, am Valentinstag, die Blumengeschäfte Spitzenumsätze machen. Jener Valentin, von dem der heutige Tag seinen Namen hat, war Bischof und hat sich in der Kirchengeschichte dadurch verewigt, dass er im dritten Jahrhundert ein erfolgreicher Missionar war, bevor er als Märtyrer starb. Von seinem Liebesleben oder einer besonderen Vorliebe für die Liebenden, gar die Jungverliebten, wissen wir so gut wie nichts.

Aber die Menschen sind kreativ, wenn es darum geht, die verschiedensten Sitten und Gebräuche miteinander zu verbinden und daraus ein Fest oder zumindest einen besonderen Tag zu machen. So war das auch mit dem Valentinstag: Zum einen glaubte man im Mittelalter, dass am 14. Februar die Vögel ihre Frühlingsgefühle wieder entdecken, dass sie wieder zu turteln beginnen und sich bald paaren. Zum anderen wurde in der Mitte des Monats ein altes römisches Fruchtbarkeitsfest gefeiert. Und nicht zuletzt schwappte die Sitte aus Amerika über den Ozean, dass sich Verliebte gegenseitig mit herz-geschmückten Karten und kleinen Aufmerksamkeiten erfreuen. So wurde ein besonderer Tag geboren, für den – wie gesagt – Valentin am wenigsten kann. Und dieser Tag wird – wie man an der Werbung der letzten Tage sieht – nicht zuletzt von denen im Gespräch gehalten, die an ihm verdienen.

Es ist ja auch irgendwie gerecht, dass es einen solchen Tag gibt. Es gibt ja Dutzende von Gedenktagen für Menschen, für Tiere, Gruppen oder bestimmte Anliegen – warum sollte es da nicht auch einen Tag der Liebenden geben? Die Liebe ist eine der größten Kostbarkeiten, ein wirklicher Schatz, eine Himmelsmacht, ein Geschenk Gottes. Und wie jeder Kostbarkeit und jedem Schatz tut es ihr gut, wenn sie bewundert wird. Und geachtet. Und gepflegt. Und geschützt. Und vor allem gefeiert.

Meine Liebste jedoch gibt sich eher spröde und reserviert, wenn der Tag der Liebenden mit dem obligatorischen Gang ins Blumengeschäft verbunden ist. Sie sagt, sie mag keine Liebesbezeugungen nach dem Kalender. Und Blumen an einem Tag, an dem fast alle welche bekommen, seien für sie nicht unbedingt ein Kompliment. Also, schließe ich: So intim die Liebe ist, so persönlich und unvergleichlich, so braucht sie auch ihre ganz persönlichen und unvergleichlichen Rituale – braucht Küsse und Blumen und Herzen spontan und ohne kalendarische Verpflichtung. Heute und an anderen Tagen: Überraschend und von ganzem Herzen.