Lehrermangel
Schon vor fünfzig Jahren forderte die deutsche Kultusministerkonferenz eine Bildungsoffensive. Sie wollte den Lehrermangel beenden, größere Klassenräume und kleinere Lerngruppen. Heute, zu Beginn des neuen Halbjahres sind diese Forderungen an vielen Schulen immer noch aktuell.
An der Schule, an der ich arbeite, wird gerade gebaut, sie ist zu klein, Klassen und Kurse sind immer noch voll, gut ausgebildete Lehrer sind immer noch gesucht.
„Ehrlich, ich wollte nicht mit Dir tauschen“, das höre ich immer öfter, wenn es darum geht, dass ich an der Schule arbeite.
Lehrerinnen und Lehrer können nicht mehr selbstverständlich mit einem Set von Selbstverständlichkeiten rechnen, das früher mal „Anstand“ hieß. Es ist längst nicht mehr klar, was „man“ so tut oder auch nicht. Das fordert Lehrerinnen und Lehrer. Der klassische Studienrat ist Geschichte, Einer, der fleißig nach Wissen strebenden Jugendlichen bei ihren Studien rät.
Immer mehr Eltern erwarten, dass ihre Kinder in der Schule verlässlich betreut sind und erzogen werden, während sie selbst arbeiten müssen. Die Lehrer haben aber oft nicht ausreichend Zeit, manchmal auch nicht die Kompetenz und meistens zu viele Schüler, um Kinder und Jugendliche zu erziehen, auch wenn das laut Gesetz ihr Auftrag ist.
Es gibt viele Lehrer, die das verwirklichen wollen, und auch junge Leute, die sich genau das als ihren Beruf wünschen.
Phil ist einer von ihnen. Er ist hessischer Abiturient und möchte Lehrer werden. Er schreibt im Internet zur Frage „Lehrersein, was heißt das?“, folgendes: „Mein Chemielehrer ist Klasse, kein Fachidiot, sondern Mensch, Mutmacher, Begleiter. So will ich auch werden.“
Phil hat verstanden: So wichtig Fachwissen ist, es ist wichtiger geworden, als Lehrer auch Mensch und Begleiter zu sein. Für mich beginnt das damit, Schülerinnen und Schülern mit Wertschätzung zu begegnen. Sie beim Lernen spüren lassen: Ihr seid auch Gottes Kinder, ihr seid wertvoll und verdient Respekt, unabhängig davon, was ihr leistet.
Kleine Räume, viele Schüler, hohe Erwartungen. Da mangelt es Lehrern manchmal daran, Begleiter und Mutmacher zu sein. Sie brauchen außer ihrem eigenen Engagement auch gute Bedingungen, damit das gelingen kann.
In fünf Jahren könnte Phil Lehrer sein. Viel Glück, Phil und verlieren Sie ihr Ziel bitte nicht aus den Augen.