Grün – die Farbe des Frühlings
Den Anfang macht die Farbe Grün. Der Boden ist wieder offen, der Winter ausgetrieben. Stauden, Bäume und Büsche beenden ihren Winterschlaf. Ja, der Frühling ist da und mit ihm die Farbe Grün. Grün ist die Farbe des Anfangs, des Wachstums und der Reife. Deswegen sage ich: „Der ist ja noch ganz grün hinter den Ohren.“ Und meine damit, dass ein Jugendlicher noch sehr unreif ist. Das meine ich nicht abwertend. Denn Grün steht für wachsen und leben. Mit dem Sprichwort verbinde ich also eine Hoffnung: Der junge Mann wird sich entwickeln. Aber er braucht noch Zeit. Die Farbe Grün steht für das Neue, für das, was noch werden will und kommen wird. Sie ist deswegen auch die Farbe der Hoffnung. Im Mittelalter wurde das Kreuz Jesu oftmals mit grüner Farbe gestrichen - zum Zeichen dafür, daß aus Leid und Schmerz neues Leben wachsen kann.
Drei Wochen vor Ostern habe ich mit anderen Christen Weizenkörner in ein schwarzes Eisenkreuz gesät. Am Ende des Gottesdienstes sind wir nach vorn gegangen und haben die Körner in die Erde gelegt – zusammen mit unseren Bitten und unserem Dank. Äußerlich ruhig, aber innerlich bewegt. Jeder und jede war mit Ernst und Sorgfalt bei der Sache. Jedes Korn sollte genug Platz haben, um wachsen zu können vor Gott. Jede Bitte, jeder Dank soll sich in seinem Namen entwickeln können. Schon jetzt sieht das Kreuz ganz anders aus. Die Saat ist aufgegangen. Neues Leben wächst. Das Kreuz trägt die Farbe grün. Hildegard von Bingen, auf die dieser Brauch zurückgeht, hat von der Grünkraft Gottes gesprochen. Für die Ärztin und Äbtissin war Grün deswegen eine heilige Farbe. Sie sagt: „Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist Grün.“
Grün ist die Farbe des Lebens. Sie beruhigt und schafft Zuversicht. Sie gleicht aus und gibt Hoffnung. Ein neuer Anfang ist gemacht. Gott weidet mich auf einer grünen Aue. Er gibt mir die Kraft zum Guten – auch für diesen Tag.
