Glückwunsch: Freddy wird heute achtzig
Wann ist man wirklich alt? Heute zum Beispiel wird Freddy Quinn achtzig. Mit achtzig ist man alt. Das weiß schon die Bibel: „Unser Leben wäret 70 Jahre, und wenn es hoch kommt, sind es 80.“ 1 Aber ich glaube, wie jung oder wie alt einer ist, ist keine Frage der Jahre allein, sondern der Beweglichkeit, der Neugier, der Lust am Leben. Und wie ist das bei Freddy?
Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl-Petz, so heißt er eigentlich. Aber der Karriere wegen nennt er sich schlicht Freddy Quinn oder nur Freddy. Das klingt frisch, flott und jung. Freddy hat den Sound der Nachkriegszeit geprägt. Viele können seine Lieder mitsingen. „La Paloma“, „Junge, komm bald wieder“. Es geht um die Heimat und die Fremde, um die Sehnsucht und die Seefahrt. Männerlieder. Man verbindet ihn, der in einem Dorf in Österreich geboren ist, mit Hamburg und Hafen, mit Matrosenglück und Meeresrauschen.
Bekannt wurde er mit einem melancholischen Lied, Freddy Quinn nennt es später sein wichtigstes: „So schön, schön war die Zeit. Brennend heißer Wüstensand, fern, so fern dem Heimatland…“ Es ist das raue und für mich etwas kitschige Männerbild der fünfziger Jahre, das als schwarze Scheibe drei Millionen Mal über den Ladentisch ging. Zehn Jahre sollte sein Erfolg anhalten. Dann, 1966, singt Freddy ein Lied, von dem er sich später selbst distanziert 2. Da geht’s im Text gegen Gammler und langhaarige Jugendliche: „Ihr lungert herum in Parks und in Gassen…“. Während im Radio längst die Beatles gespielt werden und Studenten sich zu organisieren beginnen, sollte Freddy Quinn mit diesem merkwürdig peinlichen Song, so sagte es seine Plattenfirma, „die Leute zur Ordnung rufen.“
Mir ist Freddy Quinn damals schon ziemlich alt vorgekommen. Er hat mit seinen erst 35 Jahren die nicht mehr verstanden, die nur wenig jünger als er waren. Und heute mit 80? Wer weiß. Vor ein paar Jahren3 jedenfalls hat er sich gegen Spießer und Kleinbürger ausgesprochen. Und als er mal gefragt wurde, wie er seinen Geburtstag feiern würde, hat er geantwortet: „Gar nicht. Ein Tag wie jeder andere. Ich bin den Genen dankbar, und …einer Obrigkeit, die irgendwo in höheren Sphären vielleicht zu finden ist. Aber es ist doch kein Verdienst, dass ich so alt werde.“4
Zu so viel frommer Einsicht kann ich nur gratulieren. Herzlichen Glückwunsch, Freddy Quinn!