Ganz ohne schlagen

„Ganz ohne schlagen“ – das ist ein Werbeslogan für Fertigsahne, die eben nicht mehr geschlagen wird. Die übertrieben alternative Dörthe und ihr Freund im grauen Pullunder aus der Werbung sind sich einig: Schlagen, das geht für sie gar nicht.

Ich persönlich schlage Sahne lieber selbst, ganz frisch und mit etwas Vanillezucker, auch wenn ich etwas Zeit dafür brauche, danach den Becher und den Schneebesen wieder zu spülen. Schnell und bequem, das ist nicht immer besser.

Zwischen den Zeilen geht’s bei Dörthe und ihrem Freund auch um Gewalt in der Erziehung. Schnell und bequem, das scheint auch in der Kindererzeihung immer noch ein Weg zu sein. Mit einer schnellen Ohrfeige oder einem Klaps auf den Hintern fängt es dann an…

Heute ist es genau 25 Jahren her, dass in England die Prügelstrafe abgeschafft wurde. Ganz eng war damals die Abstimmung im Parlament. Auch in Deutschland hat man die Züchtigung noch bis in die 70er Jahre als jahrhundertealtes Gewohnheitsrecht angesehen.

Ich musste es noch erleben, dass mein Grundschullehrer den kleinen Kurti über sein Lehrerpult gelegt und vor der ganzen Klasse mit einem Rohrstock verdroschen hat. Ich war einfach nur entsetzt. Mir war klar: von diesem Mann mit dem Rohrstock, von dem will ich nichts lernen. Seit dem Jahr 2000 hat auch jedes Kind in Deutschland ein Anrecht auf eine gewaltfreie Erziehung.

Und trotzdem steigt da in Eltern oft die Wut hoch, manche sind überfordert und wissen sich nicht anders zu helfen, die Dunkelziffer selbst bei Kindesmisshandlung ist hoch.

Gewaltfrei zu erziehen, das heißt nicht nur das Schlagen wegzulassen. Gewaltfrei zu erziehen heißt zu überlegen, wie Kindern Grenzen gesetzt werden können – ohne sie oder ihre Würde zu verletzen.

Das Kind soll spüren und erleben: Du bist ok, so wie du bist. Aber was du jetzt tust, das will ich nicht dulden. Es ist mir wichtig, dass du dich jetzt anders verhältst, darum schreite ich hier ein, konsequent und beharrlich.

Das gilt für zuhause, es ist aber auch eine Aufgabe für viele Schulen. Gewaltfrei zu erziehen, das ist zweifellos der mühevollere Weg.

Er verlangt, dass die Regeln klar sind. Was als Konsequenz oder Strafe angedroht wird, muss auch angemessen sein und durchgesetzt werden, konsequent und beharrlich.

Sich da auch mal Hilfe zu holen, ist für mich keine Schande. Ganz ohne schlagen, bei der Sahne gibt’s da Alternativen, in der Kindererziehung nicht.