Meine schönsten Osterbräuche
hr4 Gottesdienstübertragung am Ostersonntag, 20. April 2025 10.04 - 11.00 Uhr aus der Evangelische Kirche Stockstadt am Rhein
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Predigt von Pfarrerin Ksenija Auksutat
Liebe Ostergemeinde hier und am Radio,
wir haben von den drei schönen Osterbräuchen gehört. Für mich passen sie gut zur Ostergeschichte von der Auferstehung Jesu, von seinem neuen Leben. Jesus lebt – bei Gott und für uns. Ja, neues Leben auch für uns. Neu lebendig werden heute. Neues Leben sogar über den Tod hinaus.
Eier suchen als ein Symbol für neues Leben und Auferstehung
Ein Symbol für neues Leben ist das Ei. Deshalb spielt es zurecht an Ostern eine große Rolle. Ostern und Eier gehören für viele zusammen. Wo Kinder im Haus sind, da werden besonders oft in Wohnungen und Gärten Ostereier gesucht und gefunden. Sogar im Wald. Vom Eiersuchen dort beim Osterspaziergang hat uns René eben erzählt. Wie die Kinder die vom Großvater versteckten Eier und Nester gesucht und fast alle gefunden haben. Das Ei ist schon immer ein Symbol für das Leben. Wenn eine Henne es ausbrütet, entsteht unter der harten Schale das neue Leben eines Kükens.
Ich verbinde das mit der Geschichte von Jesus Christus. Als Jesus am Kreuz gestorben war, wurde er in ein verschlossenes Grab gelegt. Damals war das eine Art Fels-Höhle, die man verschlossen hat. Der Tod hielt ihn umfangen. Rundum komplett abgeschlossen, wie die Schale von einem Ei. Aber am Ostermorgen ist Jesus dann von Gott auferweckt worden. Er ist auferstanden und hat das Grab verlassen.
Wir haben vorhin gehört, wie ein Engel im hellen Gewand das den Frauen gesagt hat, die es kaum fassen konnten. Die sich sogar gefürchtet hatten bei der Botschaft. Ich kann das verstehen: Es geht ja über den Verstand, dass Jesus die Grenze des Todes überwunden hat. Dass Gott ihm neues Leben geschenkt hat.
Christen feiern an Ostern: Damit hat Jesus auch die Tür aufgemacht in das Leben nach dem Tod für alle, die an ihn glauben. So ist das Ei ein Symbol für die Auferstehung geworden: So wie ein Küken die Schale aufbricht und ans Licht schlüpft, lebendig. So wurde das Ei zu einem Sinnbild für das neue Leben, das aus dem Tod hervorgeht. Und darum werden auch heute diese bunten Oster-Eier wieder gesucht und hoffentlich viele gefunden.
Ostereier werfen als Sinnbild für Fairness
Doch der zweite Oster-Brauch klingt erst mal ein bisschen verrückt. Es geht ums Eierwerfen, von dem Helga erzählt hat. Die Eier werfen? Wenn man Eier in die Gegend wirft, gehen sie doch kaputt, das ist doch eigentlich Verschwendung. Und dann geht es noch um einen Wettbewerb, wer wirft am weitesten und besten.
Davon haben wir doch eigentlich genug, von dem atemlosen Rennen, wer am besten, größten, tollsten oder sogar am Reichsten ist. Davon hören wir viel in den Nachrichten – und vielleicht kennt man das auch von sich selbst. Den Drang, ganz vorne mit dabei zu sein. Mindestens aber nicht abgehängt sein und hinten zu liegen, wenn es um darum geht, anerkannt zu sein, mal gehört zu werden und gesehen. Oder sogar geliebt. Das ist menschlich und verständlich. Aber wo es auf Kosten anderer geht, nur um Ellenbogen, hat Jesus „Stopp“ gesagt. Er hat sogar gesagt: Die Letzten werden die ersten sein und die ersten die letzten.
Und jetzt das Ostereierwerfen! Da geht’s doch auch um besser, weiter, erster sein. In Helgas Familie ist der Wettbewerb spielerisch und so, dass sogar die Kleinste mitmachen kann und dabei ist. Für mich ein Vorbild: Dass wir fair miteinander umgehen und sehen, dass niemand zurück bleibt. Wie Helga es erzählt hat, spiegelt es was vom neuen Leben, das Jesus gezeigt hat. So hat er gelebt und wahr gemacht: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst. Das Leben gewinnt. Für alle.
Ja, auch beim Ostereier-Werfen in Helgas Familie geht’s ums Gewinnen. Wer kann diesmal sein Oster-Ei am weitesten weg werfen oder kullern, ohne dass es zu Bruch geht? Sorgsam wird am Ende nachgemessen und ausgehandelt, wer denn nun gewonnen hat. Am meisten berührt hat mich aber, dass die Kleinste mit einem Holz-Ei versorgt wurde. Sie war einfach noch zu klein, um so geschickt werfen zu können. Aber sie sollte mitmachen. Und am Ende nicht traurig neben den Großen stehen.
Das ist im Sinn von Jesus, das gehört zum neuen Leben, das er bringt. Am Ostermorgen ist die Zeit der Tränen vorbei. Jesus Christus, der Sohn Gottes, erlöst durch seinen Tod und seine Auferstehung den Menschen.
So, dass Leistung und Gewinnen fair sind. So, dass alle was abbekommen vom guten Leben, von Freundschaft, Rücksicht und Liebe.
Was es mit dem dritten Brauch auf sich hat, dem Gang der Kinder zu Ostern von Haus zu Haus mit dem leeren Osternest, dazu gleich. Wir hören jetzt auf die Orgel. Johann Sebastian Bach hat ein altes Lied von Martin Luther vertont, in dem es heißt: Christ lag in Todes Banden, er ist wieder erstanden und hat uns das Leben gebracht.
Die Kinder gehen von Haus zu Haus
Otmar hat von einem besonderen Oster-Brauch erzählt aus seiner Heimat am Mittelrhein. Da gehen die Kinder zu den Nachbarn, klingeln und erbitten etwas Süßes für ihr Oster-Körbchen.
Ein bisschen so wie der bei uns relativ neue Brauch, wenn zu Halloween die Kinder klingeln und "Süßes oder Saures" fordern. Der Brauch von Otmar ist älter. Seine Tante nimmt ihn so auf, ziemlich listig: Sie geht in den Garten, pfeift laut mit einer Trillerpfeife und sagt den Kindern: Jetzt war der Osterhase da.
Otmar erinnert sich, wie die Jungen versuchten, möglichst viel einzuheimsen. Da ging es wohl eher um Schnelligkeit als um Gerechtigkeit. Für Otmar war als Kind insgeheim die Frage: "Krieg ich etwas ab und was wird es für mich geben?"
Was sind die Schätze in meinem Leben?
Und das ist eine sehr wichtige Frage, auch an das Osterfest und das Oster-Ereignis. Wer ist der Auferstandene für mich? Denn als Erwachsene geht ja nicht mehr um die Süßigkeiten im Körbchen. Sondern vielleicht um die Frage: Was konnte ich sammeln in meinem Lebens-Korb? Also: Was gibt es, das mir geschenkt wurde, das ich gefunden habe, das ich dem Schatz meines Lebens hinzufügen konnte. Diese Kostbarkeiten sehen in jedem Leben anders aus. Das Geschenk kann sein eine gute Freundin – oder ein Kollege mit offenen Ohren. Für viele, für mich auch, eines der größten Geschenke: Dass man Kinder geboren und großgezogen hat - ein wundervoller Schatz! Ein Lebensschatz kann auch das sein, was ich kann, ein Gabe, die ich habe. Vielleicht kann jemand wundervolle Torten backen und diese zu Festen und Feiern beisteuern. Oder jemand hat einfach viel Geschick und kann immer helfen, wenn etwas kaputt geht. Jedes Geschenk im Lebens-Korb verdient, angeschaut und wertgeschätzt zu werden. Umso schöner, wenn es verbunden ist mit dem Gefühl: Danke, dass es so war! Danke, dass ich das kann! Danke, dass es diese Menschen in meinem Leben gab oder gibt. Otmar wünscht sich, dass es diesen Brauch hoffentlich noch lange gibt.
Für mich passt das zur Oster-Erzählung aus der Bibel. Über fast zwei Jahrtausende haben Menschen immer wieder vom Oster-Wunder erzählt. Wie die Frauen ans Grab gingen, dass Jesus dort nicht tot lag, sondern dass ihnen neues Leben, Auferstehung, zugesagt wird. Über alle Zeiten hinweg hat das Menschen Hoffnung und Zuversicht geschenkt. Ihren Glauben gestärkt. Wenn die drei Osterbräuche daran erinnern, oder andere Bräuche, die Sie außerdem noch kennen, ist das doch wunderbar! Sie bringen uns auf die Spur des neuen Lebens. So wie wir jetzt singen: Der schöne Ostertag, ihr Menschen, kommt ins Helle!
Amen.
Mitwirkende:
Liturgie und Predigt: Pfarrerin Ksenija Auksutat
Moderation und Lesung: hr4 Moderator Hermann Hillebrand
Liturgische Mitwirkung: René Granacher, Dr. Otmar Nassau, Helga Polley
Musik:
Jens Amend, Orgel
Dagmar Staudt, Klavier
Frauenchor der Gemeinde (ca. 25 Sängerinnen)
Markus Lemke, Bariton
Dagmar Staudt, Sopran
Blechbläser-Ensemble Contrapunctus
Musikalische Gesamtleitung: Kantor Uwe Krause (Contrapunctus); Kantorin Dagmar Staudt (Chor und Klavier)
Kirchliche Leitung:
Pfarrerin Heidrun Dörken
Musik und Lieder
EG 100: Wir wollen alle fröhlich sein, Strophen 1, 2 und 4
Delibes Gloria
EG 178.12 Kyrie
Gerd Peter Münden: Halleluja
Jerry Estes, Gloria
EG 116: Er ist erstanden, Halleluja, Strophen 1-4
EG+ 19: Wir stehen im Morgen
J.S. Bach: Christ lag in Todesbanden
EG 117: Der schöne Ostertag, Strophen 1-3
Oxford Songbook: My life flows
EG 103: Gelobt sei Gott im höchsten Thron, Strophen 1-4
Stefan Mey, Brass Fantasia