Nimm das Leben sportlich
Während ich mir die Olympischen Spiele im Fernsehen anschaue, kommt mir ein Gebet für den Sport aus unserem katholischen Gesangbuch in den Sinn. Dort heißt es: „Gott, ich danke dir für die Freude an Sport und Spiel. Ich danke dir für die Kameradschaft und die Freundschaft, die ich dabei erlebe. Hilf mir, auch im Gegner beim Wettkampf den Freund zu sehen.“ Ich finde, das gilt nicht nur im Sport, sondern fürs ganze Leben: ich soll im Wettkampfgegner den Menschen - ja sogar den Freund sehen. Bis vor einigen Jahren habe ich nachmittags manchmal Fußball in einer Freizeitmannschaft gespielt. Nach dem Training sind wir noch einen in die Kneipe trinken gegangen. Die Gemeinschaft stand im Vordergrund. Und auch beim Fußballspiel davor ist niemand so brachial an den Ball gegangen, dass ein anderer Spieler verletzt wurde.
Ich muss nicht Gräben vertiefen
Im Wettkampfgegner den Menschen, den Freund sehen: Ich kann das auch in mein Leben übertragen. Es gibt immer Menschen, mit denen ich mich schwer tue: bei meinen Kollegen und sogar in der eigenen Familie. Manches an Beleidigung und vielleicht sogar an zerbrochener Beziehung steht zwischen uns. Es liegt aber an mir, wie ich damit umgehe. Ich muss nicht über einen anderen schlecht reden, ich muss nicht Gräben vertiefen, ich muss nicht dem anderen das Leben noch schwerer machen. Es liegt an mir. Es liegt an mir, ob ich Spannungen und Trennendes aushalten kann oder ob ich meine, immer im Recht zu sein.
Im Sieg nicht überheblich werden
Das Gebet über den Sport geht weiter: „Lass mich im Sieg nicht überheblich werden und in der Niederlage nicht verzagen.“ Ich kenne das vom Fußballspielen: Wenn ich ein Tor schieße, freue ich mich einfach und jubele so ähnlich wie das die Stars im Fernsehen vormachen. Wenn ich allerdings merke, dass die andere Mannschaft total unterlegen ist, koste ich so einen Sieg nicht aus. In so einem Moment spüre ich: Das Leben kann anders kommen, es gibt Zeiten, in denen nicht alles rundläuft und in denen ich nicht der Sieger bin. Und dieses Wissen hält mich auf dem Boden.
Nach schweren Lebensphasen kommen wieder Bessere
„Herr, lass mich in der Niederlage nicht verzagen“. Die Erfahrung hat mir bisher immer gezeigt: Nach schweren Lebensphasen kommen auch wieder Bessere. Darum habe ich mir angewöhnt, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, wenn was schiefläuft.
In der Niederlage die Nerven behalten
Das Leben sportlich sehen: im anderen den Menschen sehen, im Erfolg nicht den Kopf verlieren und in der Niederlage die Nerven behalten. Das sind für mich wahre sportliche und lebenstaugliche Tugenden.