
Versprochen!
Wir kommen. Versprochen! Heute ist so etwas wie ein nationaler Besuchstag.
Das Versprechen: Weihnachten sehen wir uns
In meinem Freundeskreis ist das so. Fast alle mit Familie haben Eltern, Schwiegereltern oder Kindern versprochen, am 2. Feiertag zu kommen. Weihnachten sehen wir uns. Interessant ist, in wie vielen unterschiedlichen Stimmlagen davon erzählt wird. Da klingt schon aus dem Tonfall heraus, ob die Freunde sich über diese Verabredungen freuen oder ob es mehr um ein Pflichtprogramm geht. Habe ich den Besuch gern versprochen? Oder eher notgedrungen? Oder aus Gewohnheit? Das macht einen großen Unterschied.
Wenn man Besuch erwartet
Ich frage mich, wie sich das aus Sicht derer anfühlt, denen ein Besuch versprochen wurde. Viele warten vermutlich darauf und freuen sich, den Feiertag miteinander zu verbringen. Andere spüren es, wenn das Versprechen nicht ehrlich von Herzen kommt. Manche schaffen es zu sagen: Ihr müsst nicht. Dann fühlt sich das schon ganz anders an, viel freier.
Ein ehrliches Versprechen
Ein Besuch am Feiertag ist ein kleines Versprechen. Es gibt natürlich größere und wichtigere Fälle, wo mein Versprechen zählt. Aber auch schon ein Besuchsversprechen kann wichtig sein. Wie ich als Achtjähriger erfahren habe. Da lag ich ausgerechnet an Weihnachten im Krankenhaus. Meine Eltern hatten versprochen, immer um drei Uhr nachmittags zu kommen. Der Tag zog sich unglaublich dahin, aber ich wusste: Ich konnte mich darauf verlassen, dass sie kommen würden. Im Krankenhaus kannte ich sonst niemanden. Das war total schön und ist mir bis heute in Erinnerung. Ich konnte mich auf ihr Versprechen verlassen. Unser Leben ist voll von kleineren und größeren Versprechen. Warum ich gerade heute davon erzähle? Für mich ist genau das der Kern von Weihnachten: Ehrlich versprochen, Versprechen gehalten. Nicht von meinen Eltern, sondern von Gott.
Gottes Versprechen: Gott ist mit uns
Gott hat Wort gehalten, von Anfang an. In den ersten Kontakten mit seinem Volk hat Gott Mose versprochen: „Ich bin der, der mit euch ist.“ Und hat Wort gehalten, sein Volk aus der Sklaverei befreit. Und viele Generationen später hat er sein Versprechen noch einmal ganz anders sichtbar werden lassen, im Kind in der Krippe. Versprochen ist versprochen. Und der Name des Kindes ist Programm. „Jesus“ heißt übersetzt „Gott rettet, Gott hilft“. Und die Bibel gibt Jesus noch den Beinamen „Immanuel“, das heißt: „Gott mit uns“. Gott hat versprochen, bei uns zu sein, und er hält sein Versprechen. Nicht nur an Weihnachten, nicht nur an einem Besuchstag.
Freiwillig. Verlässlich. Gott hat nicht versprochen, einen in Watte zu packen und vor allem Schaden zu bewahren. Aber Gott ist da. Ansprechbar, erreichbar.
Was wir daraus lernen können
Das ist ein gutes Vorbild für menschliche Versprechen. Auch meine Versprechen sollten gut überlegt, ehrlich und verlässlich sein.
Auf der anderen Seite ist es ein Trost und eine Hilfe, wenn ich an meinen Versprechungen scheitere. Auch für solche Erfahrungen ist Weihnachten gut.
Musik
Ein Versprechen, dass gehalten wird
Gott kommt freiwillig und verlässlich zu den Menschen. Das ist der Kern von Weihnachten. Gott hat versprochen: Ich bin bei euch - und hat Wort gehalten.
Versprechen, die gehalten werden, tun beiden Seiten gut. Es fühlt sich gut an, wenn jemand hält, was sie oder er versprochen hat. Ich empfinde dann: Dieser Mensch achtet mich, schätzt mich wert und nimmt mich ernst. Danke, sage ich innerlich als Empfänger eines solchen gehalten Versprechens.
Ein Versprechen, dass ich selber halte
Auch von der anderen Seite fühlt es sich gut an: Wenn ich einlösen kann, was ich versprochen habe. Bitte sehr, gern geschehen, sage ich aus dieser Perspektive.
Wenn ein Versprechen nicht eingelöst werden kann
Leider klappt das nicht immer. Eine Ursache, die sich am leichtesten vermeiden lässt: Manche Versprechen werden schnell, unüberlegt oder leichtfertig gegeben. Und nachher müssen womöglich Ausreden her, warum es nicht zu halten war. Das ist schmerzhaft und beschämend für alle Beteiligten.
Schwierig verhält es sich mit ehrlichen Versprechen aus besten Absichten. Auch daran können wir scheitern, auch das tut allen Beteiligten weh. Oft sehr weh. Und hier ist es nicht so leicht, Ursachen zu finden und abzustellen. Da braucht es den Mut, anderen und sich selbst zu gestehen: Ich bin an meinem Versprechen gescheitert.
Einfach verschweigen und überspielen?
Das mag noch gut möglich sein, wenn es um einen Besuch am zweiten Feiertag geht, den wir nicht machen können oder doch niemanden empfangen können.
Das wird schwerer, wenn es um Hilfeleistungen geht, die dann nicht kommen. Oder gar um Versprechen in einer Partnerschaft. Es hilft wenig, wenn wir gebrochene Versprechen verschweigen, verdrängen oder überspielen.
Gott macht Mut zur Ehrlichkeit
Ich empfinde Gottes Gegenwart gerade in solchen Situationen als Hilfe. Weil Gott nicht kontrolliert und Vorwürfe macht. Im Gegenteil: Gott macht Mut zur Ehrlichkeit, zum Beichten und zur Bitte um Vergebung. Wenn zwei Menschen in Schmerz und Enttäuschung gefangen sind, kann es helfen, wenn eine dritte Person unterstützend dabei ist. Eine, die zuhören kann, nicht verurteilt. Eine, die ehrlich auf alle Beteiligten reagiert. Dann weicht die Angst, dann weicht die Scham. Und das hat auch was mit Weihnachten zu tun.
Musik
Weihnachten als mutmachender Neustart
Weihnachten macht Mut gegen die Angst. Gegen die Angst, enttäuscht zu werden und gegen die Angst, meinen Versprechungen nicht gerecht zu werden.
Gott hält sein Versprechen: Ich bin da für euch. Darum brauche ich Weihnachten, jedes Jahr. Neustart. Nicht nur in meinem persönlichen Leben, sondern auch im Blick auf das öffentliche und politische Leben.
Die politische Lage
In den nächsten Wochen wird es viele Wahlversprechen geben. Einige werden hoffentlich gehalten, viele erfahrungsgemäß nicht. Gegen Sorgen um die Zukunft hilft nicht, wie groß und vollmundig die Versprechen sind, sondern ob ich ihnen trauen kann. Also denen, die sie aussprechen.
Gegen die Sorge: Fürchtet euch nicht!
Das Leben fühlt sich für viele Zeitgenossen gerade spröde an, sie sind tief besorgt, weil die Zukunft so unberechenbar ist und so unfassbar. Es nützt etwas, wenn jemand sagt: Keine Angst, ich bin da.
An Weihnachten waren es zuerst die Engel, die Boten Gottes, die den Hirten sagten: „Fürchtet euch nicht!“ Und Jesus nimmt diesen Gruß mit in sein Leben: Jesus spricht ihn später Menschen zu, die er trifft. Fürchtet euch nicht. Dieser Satz wirkt nur dann, wenn das nicht nur so gesagt wird, sondern wenn ich wirklich Beistand erfahre.
Beistand zu haben tut gut
In der Medikamentenforschung gab es einen eindrucksvollen Versuch mit angstlösenden Medikamenten. Sie zeigen zwar Wirkung. Aber nicht so erfolgreich, wie wenn mir jemand zu Seite steht. Wenn ich weiß: Ich bin nicht allein. Im Alltag kennen das vermutlich alle, die spazieren gehen und ein großer Hund ohne Leine spurtet auf sie zu. Oder sie sind nicht allein, sondern zu zweit abends im Dunkeln unterwegs. Gut, wenn man solchen Beistand hat oder sucht, in Freundschaft, in der Familie.
Jesus verspricht: Ich bin bei euch alle Tage
Weihnachten geht noch darüber hinaus. Das Fest weitet den Horizont über familiären oder freundschaftlichen Beistand hinaus. Weihnachten heißt: Ich feiere göttlichen Besuch im Leben. Ich bekomme jemanden an die Seite, wenn ich in Angst und Sorge gefangen bin. Gott kommt an und zeigt sich sichtbar und verständlich in Jesus aus Nazareth. Das Lebensprogramm von Jesus ist ein erfülltes Versprechen. Seine Worte an die Jünger und alle, die etwas von ihm erwarten: Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt. Versprochen!