Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Vatertag, Himmelfahrt, Papatag…
Bildquelle: pixabay

Vatertag, Himmelfahrt, Papatag…

Stefan Herok
Ein Beitrag von Stefan Herok, Katholischer Pastoralreferent i.R. in der Pfarrei St. Bonifatius, Wiesbaden
Beitrag anhören:

Guten Morgen und einen schönen Feiertag!

Nach christlichem Kulturkalender ist heute Christi Himmelfahrt. Die bürgerliche Gesellschaft feiert Vatertag. Ich möchte gerne erzählen, was beide Festinhalte verbindet. Es gibt auch einiges Brauchtum für Himmelfahrt wie Vatertag. Aus unterschiedlichen Gründen sehe ich einiges davon eher kritisch.

Keine Flucht vor der Vaterrolle…

Z.B. die Männer-Sauftouren mit dem Bollerwagen, so eine Art deutscher „Ballermann auf Rädern“. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: ich bin kein Spielverderber. Wenn zur Freundschaft und Geselligkeit unter Männer ein paar Fläschchen Bier dazugehören, soll es mir recht sein. Aber bitte nicht als Vatertag! Es würde ja vielleicht zum Internationalen Männertag passen, der am 3. November gefeiert wird. Der will aber gerade die MännerGesundheit stärken. Da passt der bierkästenweise Alkoholgenuss auch nicht so wirklich. Männer sollen gerne Kumpanei und Freundschaft pflegen, aber bitte nicht als Flucht und Urlaub von der Vater- und Familienrolle.

…aber auch kein Alibi-Dankeschöntag

An Vatertag sollte – jedenfalls meiner Meinung nach – die Vaterrolle im Mittelpunkt stehen. Schade, dass sich dafür noch keine nennenswerten Rituale entwickeln konnten. Analog zum Muttertag könnten es Momente sein, die dem Vater exemplarisch Dank und Anerkennung zollen, für seine spezifische Rolle in der Familie, für alle treuen Alltagsdienste. Exemplarisch hieße dabei, dass es nicht zum „AlibiDankeschön“ entgleiten dürfte, das einem einmal im Jahr gewährt wird, um dann übers Jahr alles allzu selbstverständlich zu nehmen. Aus genau diesem Grund mochte meine Mutter den Muttertag überhaupt nicht. Ihre Rede war immer: „Helft mir lieber regelmäßig und bringt mir einfach mal irgendwann überraschend ein Blümchen mit, dann brauchen wir keinen „AlibiMuttertag mit zelebrierter SchaufensterDankbarkeit“!

Ein „inhaltlich gefüllter“ Vatertag!

Was macht heute das Vatersein aus? Was könnte an einem solchen „inhaltlich gefüllten“ Vatertag gefeiert werden? Mir fiele da so einiges ein, und es darf auch gerne je nach Persönlichkeit ganz verschieden ausfallen. Wenn es oft immer noch so ist, dass der Vater den wesentlichen Finanzierungsbeitrag fürs Familienleben leistet, dann ist das zwar gesellschaftlich und geschlechtsrollenbezogen vielleicht bedauerlich, verdient aber trotzdem konkret Dankbarkeit und Anerkennung. Mit etwas augenzwinkerndem Humor könnten wir solchen Vätern zum Vatertag ein „GoldeselSymbol“ verehren oder gar als Backwerk kreieren, wie das Lamm zu Ostern.

Wenn es inzwischen tatsächlich Väter gibt, die sich – einigermaßen emanzipiert - intensiver an der häuslichen Alltagsarbeit mit kochen, putzen, waschen, einkaufen beteiligen und ihre HausarbeitsRolle nicht darauf beschränken, alle halbe Jahre mal eine defekte Glühlampe auszutauschen, dann wäre zum Vatertag vielleicht eine Ehrenschürze oder ein bedruckter Kaffeebecher angesagt: „weltbester Papa“!

Vom Papatag lernen

Nun dürfen wir aber bei den Vätern nicht den gleichen Fehler machen wie oftmals bei den Müttern, ihre Familienrolle vorschnell und ausschließlich mit der Hausarbeit gleichzusetzen. Hier könnte uns ein Begriff weiterhelfen, der trotz hoher Ähnlichkeit nichts mit dem Vatertag zu tun hat, nämlich der Papatag!

Musik

„Papatag“ steht in heutigen Patchworkfamilien, also dort, wo sich Eltern getrennt haben und eventuell neue Partnerschaften eingegangen sind, für die ausdrückliche Beziehungspflege zwischen Vater und Kind. „Heute ist Papatag!“ Das heißt, das Kind oder die Kinder sind mit dem Papa zusammen. Sie machen vielleicht etwas Schönes, gestalten jedenfalls aktiv ihre Beziehung zueinander.

Was das für einen „inhaltlich gefüllten“ Vatertag heißen könnte? Nun, man könnte sich vornehmen, sehr bewusst miteinander etwas an Spiel oder Hobby und Freizeitbeschäftigung zu machen, was Kind und Vater besonders Freude macht. Man könnte Vater-Kind-Erzählsituationen schaffen auf einem Spazierweg, Abenteuerspielplatz, an Grillanlage, Lagerfeuern oder im Lieblingslokal.

Meine besonderen VaterMomente…

Ich war daheim das fünfte von sechs Kindern. Da hatte man auch bei nicht getrennten Eltern nicht so viel von Vater und Mutter. Meine besonderen VaterMomente kamen immer dann, wenn wir mal allein mit dem Auto unterwegs waren. Ich durfte dann vorne neben ihm sitzen, er legte seine Hand liebevoll auf mein Bein und sagte: „Na, Steffel…“, das waren die einzigen Augenblicke, in denen er mich mit einem Kosenamen versah, was für ‚Stefan‘ nicht gerade einfach ist. „Na, Steffel, nun erzähl mir mal, wie es dir so geht und was bei dir grad los ist!“ So könnte ich mir auch Vatertage vorstellen.

Oder gemeinsam Angeln gehen, ein Kurztrip an einen Lieblingsort, in ein Konzert, eine Sport- oder sonstige Kultstätte, wohin man schon immer mal wollte. Besonders vatertäglich wird das dann, wenn sich Kinder und Familie da auch einmal ganz an den Wünschen des Papas ausrichten mögen. Vatertag heißt Kinder, Mutter und Vater, die ganze Familie ist „ein Herz und eine Seele“!

Und so eine Art „inhaltlich gefüllter“ Vatertag, der hätte tatsächlich mehr mit Christi Himmelfahrt zu tun als man glaubt…

Musik

Vatertag und Christi Himmelfahrt?

Nein, der Vatertag trifft nicht zufällig und grundlos mit Christi Himmelfahrt zusammen. Ganz im Gegenteil, denn das VaterMotiv gibt dem christlichen Feiertag überhaupt erst wirklich Sinn und Tiefe, jenseits aller physisch eher abstrusen Entrückungsgeschichten in die Wolken. Natürlich liefert uns die Bibel in der sogenannten Apostelgeschichte und beim Evangelisten Lukas eine „überanschauliche“ Himmelfahrtserzählung: Jesus entschwindet vor den Augen seiner Freunde auf einem Berg in eine plötzliche Wolke gehüllt gen Himmel. So – wie ich es nenne – „überanschaulich“, dass fromme Christen an manchen Orten bis heute an diesem Feiertag z.B. den Brauch pflegen, eine ChristusStatue in der Kirche an einem Seil in die Höhe zu ziehen und durch ein Loch in der Decke verschwinden zu lassen. Dass die Himmelfahrt Jesu hier bereits auf dem kirchlichen Dachboden endet – symbolisch also ganz trefflich auf dem „Holzweg“, das stört sie dabei wenig. Mich schon.

Jesu Heimkehr zu seinem Vater

Alle anderen biblischen Schriftsteller, die uns von Jesus erzählen, also die Mehrzahl, sind da viel zurückhaltender. Sie verzichten auf Schilderungen äußerer Umstände. Ich denke, weil sie wissen: Hier geht es mehr um „innere Ereignisse“, die man nur „mit dem Herzen“ sehen kann. Sie legen allesamt den Akzent auf ein anderes Moment: Keine Handlung, sondern eine Beziehung. Für sie ist der SinnKern aller Himmelfahrtserzählungen: die Heimkehr Jesu zu seinem Vater!

„Zeitraffer“ oder „Zeitlupe“?

Die Jünger Jesu hatten an Ostern die Erfahrung gemacht, dass ihr Freund und Meister nicht im Tod geblieben ist. Wir nennen das Auferstehung. Aber er ist nicht einfach ins vorige, weltliche Leben zurückgekehrt. Er ist zurückgekehrt in die göttliche Einheit des Himmels. Der menschgewordene Sohn Gottes wird wieder eins mit dem Vater und dem Heiligen Geist. In dieser wiederhergestellten göttlichen Einheit wendet er sich der Welt zu. Er zeigt sich ihr, allerdings ohne, dass man ihn zweifelsfrei erkennen könnte. Nur im Glauben und mit den Augen der Liebe ist er zu sehen. Er erfüllt die Herzen, stärkt die Seelen seiner Freunde. Die christliche Tradition nennt das dann Pfingsten. Für den Evangelisten Johannes ein einziges Ereignis! Er zieht die gesamte nachösterliche Erfahrung wie mit einem Zeitraffer auf das Osterfest zusammen, erzählt bereits dort von der Sendung des Heiligen Geistes. Der Evangelist Lukas wählt demgegenüber erzählerisch die Zeitlupe. Er zieht die Ereignisse auseinander: 40 Tage bis Himmelfahrt, 50 Tage bis Pfingsten.

Hier wie dort: Ein Herz und eine Seele mit dem Vater…

Aber der Himmel ist kein „Wolkenkuckucksheim“ und Himmelfahrt ist keine „Luftnummer“! Himmelfahrt ist nichts anderes als der VATERTAG in der göttlichen Familie! Jesus und sein Vater gestalten ihre Beziehung neu, sind (wieder) ein Herz und eine Seele. (Ob das für Jesus auch ein „Papatag“ ist, da die Vaterschaftsverhältnisse ja nicht so einfach sind und die sog. Heilige Familie auch etwas von Patchwork hat, das lasse ich jetzt mal offen…)

Schön, wenn Kinder den heutigen Festtag nutzen, um ihren Vater zu ehren und ihm nahe zu sein. Und wer sich als Gotteskind versteht, der kann heute - zusammen mit Jesus - den Vater im Himmel ehren. Ich jedenfalls bin gerne „ein Herz und eine Seele“ mit dem Vater im Himmel. Fröhlichen VaterTag allerseits!

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren