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Die Apostelin Junia
Bild: anastacia_cooper_pixabay

Die Apostelin Junia

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Es ist schon unglaublich, was die Kirchenmänner im Laufe der Jahrhunderte getan haben, um die Frauen der Kirche unsichtbar zu machen. Zum Beispiel die Apostelin Junia. In der Bibel ist von ihr die Rede, der Apostel Paulus grüßt sie in einem seiner Briefe. Zusammen mit Andronikus, der wahrscheinlich ihr Mann war, beide müssen hochangesehene und führende Menschen in den ersten christlichen Gemeinden gewesen ein. Dass Junia eine Frau war, lässt sich ganz einfach daran zeigen, dass der Name eben damals ein geläufiger Frauenname war. Im ersten Jahrtausend haben das auch alle so gesehen. Es gibt ein Zitat von einem berühmten Kirchenlehrer, der sagt: „Wie groß muss die Weisheit dieser Frau gewesen sein, dass sie für den Titel Apostel würdig befunden wurde.“

Erst 2016 wurde die Apostelin Junia wieder als Frau sichtbar

Aber dann kamen ein paar Männer, die genau das gar nicht glauben konnten oder wollten: eine Frau als Apostelin? Also hat man aus der Frau Junia kurzerhand den Mann Junias gemacht. Noch bis 2016 stand das so in der Einheits-Bibelübersetzung. Vor allem Theologinnen und Feministinnen waren es, die die alten Erkenntnisse und Zitate wieder hervorholten und daran erinnert haben: Junia ist eine Frau. Und so steht es nun Gott sei Dank auch wieder in den meisten Bibeln.

Frauen sollen auch heute sichtbar werden in Firmen, Vereinen, der Kirche

Heute am 17. Mai ist der Gedenktag dieser Apostelin Junia. Und natürlich feiere ich diesen Tag auch deswegen, weil ich mir wünsche: Frauen sollen auch heute sichtbar werden. Damals wie heute gibt es das ja, in meiner katholischen Kirche, aber auch in Firmen oder Vereinen: dass Frauen, die Großartiges leisten und wunderbare Talente haben, nur deswegen nicht beachtet werden und zum Zuge kommen, weil sie Frauen sind. Die Apostelin Junia ist für mich Patronin der Frauen, die sichtbar werden. Ich wünsche mir und ich bete auch dafür, dass Frauen ihre Talente und Berufungen leben können, an den Stellen und Positionen, die sie verdient haben.

Linktipp:

Christine Jacobi, Art. Junia, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, Februar 2016: https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/51888/

Katrin Brockmöller: https://www.youtube.com/watch?v=ud5633BFKhg

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