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Erschöpfter Advent
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Erschöpfter Advent

Ein Beitrag von Mirjam Jekel, Evangelische Theologin, Rüsselsheim
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Ach Gott. Dieses Wochenende beginnt der Advent. Aber so richtig freudig bin ich dieses Jahr nicht. Ich bin erschöpft, ausgelaugt von den vielen Sorgen.

Ich fürchte mich vor der Heizungsrechnung, vor den Stromkosten, vor den Nachrichten. In der Ukraine herrscht Krieg, und hier frieren viele. Wie soll denn so Weihnachten werden? 

Sterne aus Glanzpapier wie in meiner Kindheit

Trotzdem hole ich die Kiste mit Adventsschmuck vom Schrank. Jetzt steht sie da, auf dem Tisch. Ich fange an, ein paar Sachen herauszunehmen.

Ganz oben: Sterne aus Glanzpapier. Solche Sterne habe ich schon als Kind ausgeschnitten, mit meinen Eltern. Die ganze Wohnung haben wir voll gehängt mit diesen bunten Sternen – rot und grün, gold und blau…

Ein farbenfrohes Funkeln überall. Also gut, dann hänge ich sie auf. Ein paar im Flur, ein paar im Wohnzimmer – gleich wird es etwas bunter. 

Als hätte er eine gute Nachricht

Als nächstes packe ich eine Engelfigur aus. Sie ist aus Ton geformt und hält ein Teelicht. Der Engel sieht freundlich aus – als habe er eine gute Nachricht.

Ich stelle ihn auf den Sofatisch. Dort verbreitet er ein warmes Licht – und erhellt mir mit seinem Lächeln die Seele. 

Lange Reise

Dann habe ich da noch eine Pyramide, aus Holz geschnitzt. Auf der unteren Etage sehe ich die Weisen aus dem Morgenland, mit Geschenken und Kamelen.

In der Bibel steht: Sie haben sich aufgemacht, weil sie einen Stern gesehen haben, der ihnen ein weltbewegendes Ereignis vorhersagte. Die Geburt eines neuen Königs. Um ihn zu finden, nahmen sie eine lange Reise auf sich.

Auf der oberen Etage der Pyramide stehen Hirten mit ihren Schafen. Hirten waren die ersten, denen der Engel an Weihnachten verkündet hat: Euch ist heute der Heiland geboren. Und sie gingen los, um ihn zu sehen.

Diese Botschaft brauche ich 2022 besonders

Die Hirten und die Weisen, sie haben sich auf den Weg gemacht. Es war dunkel, als sie loszogen. Sie wussten nicht, was sie erwarten würde.

Aber: Die Botschaft des Sterns, die Botschaft des Engels hat ihnen Hoffnung gemacht. Hoffnung, dass etwas geschehen ist, das die Welt zum Besseren wendet. Hoffnung, dass es Frieden geben wird auf Erden. Dass die Gerechtigkeit siegt. Dieser Hoffnung sind sie gefolgt. 

Dieses Jahr brauche ich diese Botschaft ganz besonders. Ich halte mich daran fest und vertraue darauf. Es wird Frieden geben auf der Welt. Wir werden miteinander feiern und lachen, werden uns umarmen; werden aber auch unsere Arme öffnen für andere.

Mit jedem Stern ein bisschen hoffnungsvoller

Advent 2022. Ich bin erschöpft, aber auch ermutigt. Mit jedem Stern aus Glanzpapier, mit jedem Engel, der ein Teelicht trägt, fühle ich mich ein Stückchen hoffnungsvoller.

Morgen will ich Plätzchen backen, um sie zu verschenken. An die Nachbarin, die allein ist. Die Familie nebenan. Meinen Paketboten, der jetzt wieder im Stress ist.

Langsam breitet sich doch so etwas wie Advents-Freude in mir aus. Leiser vielleicht als sonst. Aber doch hell.

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