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Frühling und die Hoffnung auf Leben
Bild: B.Hirt

Frühling und die Hoffnung auf Leben

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Was war das herrlich: die erste Kugel Stracciatella-Eis in diesem Jahr! Ich hab sie mir letzte Woche bei einem kleinen Mittagsspaziergang in meiner Pause vom Homeoffice gegönnt. Die Sonne schien, die Temperaturen kletterten endlich auf zweistellige Werte. Und ich bin zur Feier des Tages an der Eisdiele stehen geblieben. Was hab ich das genossen – Sonne und Stracciatella-Eis!

Doppelt düstere Stimmung

Ich freu mich jedes Jahr auf den Frühling. Aber dieses Jahr sehn ich ihn besonders herbei. Der Winter war so anstrengend und hart. Wegen Corona natürlich erst mal. Die Pandemie ging weiter und weiter und will nicht weichen. Das Virus hat zwar ein bisschen den Schrecken verloren, dadurch, dass viele – auch ich – vollständig geimpft sind. Aber die Infektionszahlen sind ja wahnsinnig hochgegangen, immer mehr Menschen in Familie und Freundeskreis haben sich infiziert, und um die, die noch nicht ganz geimpft sind und die Hochbetagten hab ich mir Sorgen gemacht. Und jetzt kommt auch noch dieser furchtbare Krieg in der Ukraine dazu. Jeden Tag in den Nachrichten: die Bilder von Menschen in zerbombten Städten und auf der Flucht, mit verzweifelten Gesichtern. Außer beten, demonstrieren und spenden kann ich so wenig tun. Und Angst davor, dass dieser Krieg sich ausweitet, hab ich auch. Doppelt düstere Stimmung in diesem Winter.

Das Leben geht weiter

Den Frühling sehn ich deswegen besonders herbei. Ich freu mich auf Sonnenstrahlen und Frühlingsstimmung. Es tut so gut, das Gesicht in die Sonne zu halten und zu sehen, wie an den Bäumen und den Büschen das erste Grün sprießt. Es tut meiner Seele gut, wenn die Welt um mich herum wieder mehr Farbe bekommt - und Düfte. Düfte von Krokussen, Forsythien oder Mandelzweigen.

Der Frühling ist ein Fingerzeig, ein Hoffnungszeichen für mich: Das Leben setzt sich durch. Das Leben geht weiter. Es siegt, auch gegen Tod und Gewalt. Es ist ja kein Zufall, dass es jetzt auch auf Ostern zugeht und auf das Pessach-Fest im Judentum. Freiheit und Leben gewinnen die Überhand: Das wird da gefeiert. Die Toten bleiben nicht tot, auch, wenn wir das kaum glauben können. Im Winter kann ich es ja auch immer wieder kaum glauben: Dass diese kahlen Bäume hinter meinem Haus wieder grün werden. Dass das Leben wirklich zurückkehrt. Aber das tut es.

Den Frühling spüren

Mir gibt der Frühling Hoffnung, auch für Corona und den Ukraine-Krieg: Sie werden enden. Das Gute und das Leben werden sich durchsetzen. Und wenn wir Menschen solidarisch zusammenhalten in Europa und in der Welt, dann werden wir auch die furchtbaren Folgen eines solchen Krieges meistern können. Ich hoffe und glaube: Das Leben wird siegen.

Ich glaube das auch, weil ich an Gott glaube. Er ist ein Gott des Lebens und des Friedens. Die göttliche Kraft lässt im Frühling die Bäume wieder grün werden. Sie gibt den Toten das Leben zurück. Und sie gibt uns Lebenden Kraft, uns für das Leben und den Frieden einzusetzen. Der Frühling ist für mich die Zeit von Hoffnung und neuem Leben. Und ich bin so froh, dass ich ihn endlich spüren kann.

 

 

 

 

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