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Ein Tag zum Nach-Denken: Holocaust-Gedenktag
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Ein Tag zum Nach-Denken: Holocaust-Gedenktag

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Der Tag heute ist für mich ein besonderer Gedenk- und Denk-Tag. Ich erinnere mich besonders an meinen Besuch im Konzentrationslager Buchenwald vergangenen Herbst. Noch immer liegt der Ausstellungskatalog der Begegnungsstätte auf meinem Schreibtisch. Mehr als ein paar Seiten am Tag packe ich nicht. Das ist einfach zu heftig.

Gedenken und Nachdenken schaffen Orientierung für die Zukunft

Heute lese ich weiter. Heute, am 27. Januar im Jahr 1945 befreiten Soldaten das KZ Auschwitz. Auschwitz ist Symbol für Tod und menschliche Grausamkeit. In Auschwitz wurden etwa 1,5 Millionen Menschen durch Nazi-Schergen ermordet. Insgesamt waren es in 1000 Lagern seit 1933 geschätzt mehr als 6 Millionen Menschen: Juden, Menschen mit Behinderung, politische Häftlinge, Sinti und Roma. Zur Erinnerung an sie wird heute unter anderem in Deutschland und Frankreich der Holocaust-Gedenktag begangen. Ich war schon in mehreren KZs, habe mich mit dem Lagersystem und mit Biografien von Inhaftierten und Ermordeten auseinandergesetzt. Allein wenn ich an die Details denke, schaudert es mich. Wie sadistisch und unfassbar brutal da Menschen andere Menschen behandelt haben. Deswegen ist der Gedenktag heute für mich auch ein "Denk-Tag": Ich finde, Gedenken und Nachdenken über die Vergangenheit schaffen Orientierung für die Zukunft. Die beste Versicherung gegen Völkerhass, Totalitarismus, Faschismus und Nationalsozialismus sind und bleiben die Erinnerung und die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte.

Darüber sprechen sind wir den Ermordeten schuldig

In der Schule habe ich regelmäßig mit Klassen über diese unvorstellbare Zeit und ihre Grausamkeit geredet. Wir hatten auch Zeitzeuginnen im Unterricht. Einmal schauten wir uns besonders das Leben von Trude Simonsohn an. Leider ist sie am 6. Januar gestorben. Sie hat mich sehr beeindruckt. Ich habe sie mal reden gehört, über ihr Leben und ihre Zeit im KZ. Sie sagte über sich und ihren Mann: „Dass Berthold und ich überlebt haben, ist ein Wunder.“ Sie erzählte auch von Lagerterror, Zwangsarbeit, Qualen und Schäden, die sie erlitten. Mich beeindruckt ihr Satz: „Man geht nicht ungestraft durch so eine Hölle. Mein Mann hat deswegen gesagt: Wir müssen darüber reden, sonst schaffen wir das nicht.“[1] Sie betonte besonders: „Wer von uns darüber sprechen kann, der sollte darüber sprechen“, so lautete ihr Credo. „Das sind wir den Ermordeten schuldig.“[2]

Es mahnt uns, Menschenhass mutig entgegen zu treten

Es werden immer weniger Menschen, die von dieser Zeit Zeugnis erzählen können. Umso wichtiger ist es, in ihrem Sinne vom Terror zu erzählen, an das Geschehene in Auschwitz zu erinnern. Auschwitz ist Teil deutscher Geschichte. Es mahnt uns, bis heute und in Zukunft daraus zu lernen und Menschenhass mutig entgegen zu treten.

 


[1]www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/trauer-um-trude-simonsohn/

[2]www.bs-anne-frank.de/mediathek/blog/nachruf-auf-trude-simonsohn

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