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Wüstenzeiten
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Wüstenzeiten

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt

Letztes Jahr im November war ich zum ersten Mal in der Wüste, in Israel, in der Wüste Negev. In dieser Wüste haben wir sogar einmal übernachtet, in einer kleinen Hütte. Das war eine wirkliche eindrucksvolle Erfahrung – vor allem die totale Stille dort. Das kann man sich ja im Rhein-Main-Gebiet kaum noch vorstellen: Wie still es ist, wenn im Umkreis von zig Kilometern keine Stadt und keine Straße ist. Ich hab mich auch selbst ganz anders gehört, ganz anders wahrgenommen.

An diese Wüstenerfahrung muss ich heute denken wegen des Heiligen, der am 17. Januar im Kalender steht: der heilige Antonius. Er lebte im dritten und vierten Jahrhundert und war der erste so genannte Wüstenvater der christlichen Kirche. Er hat damals mit 25 Jahren alles zurückgelassen und ist in die ägyptische Wüste gezogen, wurde Einsiedler in radikaler Armut. „Mönchsvater“ wird der heilige Antonius auch genannt, denn: Mit ihm begann auch das christliche Mönchtum.

Viele Menschen sind nach ihm in die Wüste gezogen oder ins Kloster, um dort eine besondere Stille und Einsamkeit zu finden.

Ich hab das Gefühl: Nach dieser Stille und Einsamkeit sehnen sich heute auch noch viele Menschen. Wir wollen vielleicht nicht gleich in die Wüste oder ins Kloster ziehen – aber mal aussteigen aus unserer Welt, für eine Weile wenigstens, das finden viele toll. Unsere Welt ist ja so ungeheuer laut und umtriebig geworden, vor allem in den Großstädten, so voll und so rasant schnell. Viele haben da das Gefühl: Ich renn nur noch dem Leben hinterher und nehme mich selbst viel zu wenig wahr.

Ich gönn mir deswegen immer mal wieder Wüstenzeiten, erst recht seit dieser Erfahrung in der Wüste Negev letztes Jahr. Ein paar Tage im Kloster im Schweigen oder auch nur eine Viertelstunde Meditation zuhause. Schon der heilige Antonius und die Wüstenväter vor hunderten von Jahren wussten: Das tut einfach gut. Einfach mal nur dasitzen, eine Kerze anschauen und nichts tun.

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