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Tränen des Lichtes
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Tränen des Lichtes

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt

Heute feiert die katholische Kirche „Maria Lichtmess“. Früher hat an diesem Tag die Winterpause der Bauern geendet, und in vielen Betrieben wurden neue Knechte und Mägde eingestellt.

Im Gottesdienst werden Kerzen geweiht, die in der Kirche das Jahr über brennen. Ich erinnere mich noch daran, als ich als Junge selbst Messdiener war, dass auch die Gottesdienstbesucher Kerzen hatten. Nach der Messe gab es dann eine Prozession mit vielen Kerzen. Und die Leute nahmen die Kerzen dann mit nach Hause. Daher kommt der Name „Lichtmesse“.

Früher war Lichtmess auch der Abschluss von Weihnachten. Vierzig Tage nach Jesu Geburt ist heute im Gottesdienst noch einmal von dem Kind die Rede, das Maria in Betlehem zur Welt gebracht hat. Nach einer jüdischen Vorschrift wurde Jesus im Jerusalemer Tempel Gott geweiht (Lukas 2,22-40). Unter den Menschen im Tempel waren zwei ältere Menschen, die in dem Kind etwas Besonderes und Großes erkennen, Über Jesus sagen sie, er ist das „Licht für die Völker“ (Jesaja 49,6); in den Schriften der Propheten kann man davon lesen. Ein aufstrahlendes Licht: Das ist eine vielversprechende, gute Nachricht. „Endlich kommt Licht in das Dunkel“, sagen wir, wenn sich in einer schwierigen Sache ein Durchbruch, eine Wende abzeichnet. Genau diese Wirkung wird dieses Kind Jesus haben. Es wird die Wende bringen, die Gott durch die Propheten so lange angekündigt hat. Überall auf der Erde können die Menschen nun hoffen. Das Dunkel, das sie erleben, wird weichen. Das Licht dieses Kindes wird hoffentlich helfen, es an einigen Orten zu vertreiben.

Angesichts der Probleme, die diese Welt beherrschen, kommen bei mir manchmal Zweifel auf. Trotzdem mache ich auch immer wieder die Erfahrung, dass eine dunkle Situation weicht: Ich komme aus einer Krise wieder heraus. Ich beende einen Streit. Ich kann deshalb gut nachvollziehen, wie tröstlich und bestärkend es ist, wenn Menschen in einer Kirche ein Licht anzünden. Nicht nur an Lichtmess.

Oft verbinden die Menschen einen Wunsch damit. Oder sie wollen Gott einfach danken. Deswegen hoffe ich, dass heute viele Kerzen angezündet werden. Oder in den kommenden Tagen. Weil ich weiß, dass jedes Licht Helligkeit ins Dunkel bringt. Erst einmal in der Kirche. Aber dann steht jedes angezündete Licht auch für etwas ganz Anderes: Jede Kerze ist stellvertretend für unsere Gedanken, Gebete und Wünsche, unsere Hoffnungen und Bitten. Die können wir zu Gott bringen. Und deswegen machen die Lichter Leben heller. Heute an Lichtmess, aber auch an jedem anderen Tag.

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