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Tränen der Trennung
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Tränen der Trennung

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt

Noch immer geht mir die Begegnung nach den Ferien durch den Kopf. „Ein gutes Neues Jahr“, habe ich meiner Kollegin gewünscht. Aber ihr Neujahrsgruß zurück klang verhalten. Naja, hab ich gedacht, vielleicht hat sie ja gleich schon wieder zu Beginn der Schule Hektik, es mussten Noten gemacht werden und Zeugnisse geschrieben. Etwas später traf ich sie in der Teeküche, einem ruhigen Ort. Ich wollte den Faden aufnehmen und hab gefragt: Na, hat das Jahr bei dir auch gut begonnen? Da hat sie geantwortet: Nein, eigentlich nicht, wir haben uns getrennt.

Für mich war das auch ein Schock. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Ich kenne ihren Mann, und hatte das Gefühl, die Ehe läuft ganz gut. Mit ging ein Satz meiner Oma durch den Kopf: In so eine Ehe da kannst du halt nicht reingucken. Wie recht sie hatte. Meine Kollegin hat erzählt: „Wir haben uns auseinandergelebt, einfach so, wir haben kaum noch mehr Gemeinsamkeiten.“. Und: „Da ist keine andere Person im Spiel, weder bei mir noch bei ihm.“ Immerhin: Die beiden haben keine Kinder. Aber trotzdem, ich merkte wie verletzt und traurig sie war. Wir haben vor, dass mein Mann erstmal in der Wohnung bleibt, er sucht aber schon eine eigene Wohnung. So erzählte und hörte dann kopfschüttelnd auf. Es läutete zur nächsten Stunde und sie musste in den Unterricht. In ihren Augen glänzten Tränen. Und ich habe auch erst mal geschluckt.

Mir ist alles Mögliche durch den Kopf geschossen: Wie werden es die Kinder aufnehmen, wie bekommen es die beiden auf die Reihe, finden sie vielleicht doch noch einmal zueinander? Was kann meiner Kollegin denn helfen? Ich habe mich dann in einer ruhigen Minute hingesetzt und ihr einen Brief geschrieben. Wenn sie meine Hilfe braucht, ich kann für sie da sein. Das habe ich schon einmal bei einem Freund erlebt, da hat der auch hinterher gesagt, wie wichtig es war, dass jemand da war, der zugehört hat, der Zweifel zerstreut hat, der eigentlich einfach nur da war.

Ich habe mich mit ihr dann einmal in einem Café getroffen, zugehört, ausgehalten, dass sie geweint hat. Wir hatten Zeit, und sie hat sich einfach alles von der Seele geredet. Da war natürlich mancher Frust dabei, aber auch viel Schönes, an das sie sich erinnerte an ihrer Beziehung. Und eines habe ich nach unserem Gespräch klar, was wichtig ist: Da zu sein, wenn jemand meine Hilfe und mein Zuhören braucht.

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