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hr4 Weihnachtsgottesdienst aus Darmstadt

hr4 Weihnachtsgottesdienst aus Darmstadt

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt

Festliche Klänge von Trompete und Orgel und bekannte Weihnachtslieder wie „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ und „O du fröhliche“ waren am 25. Dezember aus Sankt Ludwig in Darmstadt im hr zu hören: Der hr4-Feiertagsgottesdienst zum 1. Weihnachtstag kam dieses Jahr live von 10.05 Uhr bis 11.00 Uhr aus der überkuppelten Rundkirche in der Darmstädter Innenstadt. Pfarrer Dr. Christoph Klock leitete den Gottesdienst und predigte. Die Trompete spielte Marina Fixle, als Kantorin wirkte Katharina Roß mit. Regionalkantor Jorin Sandau spielte die Orgel und hatte die musikalische Gesamtleitung. Verantwortliche Rundfunkbeauftragte war Beate Hirt.

PREDIGT:

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
liebe Hörerinnen und Hörer von hr4,

„Im Anfang war das Wort.“ So beginnt unser heutiges Evangelium, das Evangelium vom Weihnachtstag. Es ist ein anspruchsvoller und schwieriger Text. Gestern, an Heiligabend, war die biblische Botschaft konkreter. Da war von einem Stall in Betlehem die Rede, von Engeln und Hirten. Die Geburt Jesu war ein Ereignis an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Heute führt das Evangelium in geradezu unendliche Räume, in denen Gottes Wort wirkt, und schlägt die Brücke zu den Menschen aller Zeiten. So auch zu uns. Und doch: Das Evangelium der Heiligen Nacht und das des Weihnachtstages gehören zusammen; sie meinen dasselbe. Gottes ewiges Wort geht als Mensch in diese Welt und unser Leben ein.

Manche Worte haben eine besondere Wirkung und Bedeutung für uns. Sie können trösten und ermutigen. Sie verbinden Menschen miteinander und schaffen Vertrauen. Sie verraten uns viel über die Stimmung des Menschen, der da spricht, über seine Absichten, darüber, wie er zu uns steht. Dazu braucht es nicht viele Worte. Der vielleicht schönste Satz, den Menschen einander zusprechen können, ist kurz: Ich liebe dich. Und doch sagt er alles.

Solche Worte spricht auch Gott zu den Menschen. Immer wieder erzählt die Bibel davon. Im alten Israel geschieht das besonders durch die Propheten. Sie reden dem Volk ins Gewissen, sie ermahnen, sie trösten. Sie sagen: Gott wird einen Retter senden. Durch ihn erfüllt er seine Verheißungen von Frieden und Gerechtigkeit.

Aus einer fernen Vergangenheit klingen die Worte der Propheten in unsere Zeit herüber. Nicht alles, was ich da höre, kann ich leicht nachvollziehen. Es klingt mir vertraut und bleibt doch auch fremd. Aber ich lasse mich anstecken von der großen Hoffnung, die aus diesen Worten spricht. Not, Elend, Hunger, Vernichtung, nichts kann diese Hoffnung auslöschen. Ich versuche, mich auf Gottes Wort einzulassen. Es begegnet mir in Menschen, die zu mir halten, die mich aufrichten. Sie zeigen mir Dinge, die ich sonst gar nicht sehen würde.

Immer wieder versuche ich, meine Hoffnung vor Gott in Worte zu fassen. Das kann mühsam sein, oder es verkommt zur Routine. Aber der Gott meines Glaubens kommt von sich aus auf mich zu. Seine ganze Schöpfung spricht zu mir. Sie ist das Werk seiner Liebe. Ich entdecke sein Wort in den Banalitäten des Alltags, in der Vielfalt der Pflanzen und Tiere, wenn ich mir die Zeit zum Schauen nehme … Dann möchte ich, dass mein Leben ihm Antwort gibt. Ich will ihm danken und mich, wo ich es kann, für seine Schöpfung einsetzen, sie erhalten und bewahren helfen.

Das fällt mir oft schwer. Es gibt tausend Dinge, auf die ich verzichten könnte, aber ich tue es nicht. Weil ich ständig Kompromisse schließe, handelt Gott umso kompromissloser. In dem Kind Jesus, dessen Geburt wir heute feiern, spricht Gott sein Wort so radikal aus, wie nur er es kann, dessen Wesen ganz Liebe ist. Gottes Wort wird angreifbar, anfechtbar, geradezu ohnmächtig. Ganz unten beginnt Gott wieder von vorn. Ich fühle mich zu einer Antwort herausgefordert. Ich versuche sie zu geben, es können nur kleine und leise Worte sein. Aber in meiner Umgebung sind sie zu hören: der Gruß, den ich einem Menschen schicke, ein Anruf, ein Dank, ein lange hinausgeschobener Besuch. Wo Gott sich klein macht, muss ich keine großen Dinge tun. Wie er darf ich klein anfangen.

Das ist die Botschaft von Weihnachten, darin liegt ihr Geheimnis. Wenn ich sehe, was Gott für mich, für uns, für diese Welt investiert, dann wird mir bewusst, dass er zu unser aller Leben Ja sagt. Sie und ich: Wir sind für ihn unendlich wertvoll. Er kennt meine Schwächen, meine engen Grenzen, meine Resignation und Mutlosigkeit, meine Ungerechtigkeiten. Und doch hält er zu mir. Er hilft mir weiter. Ich kann das spüren, wirklich beschreiben kann ich es nicht. Gottes Wort, in Jesus Mensch geworden, wird so in meinem Leben zur Erfahrung, geliebt zu sein. Und ich weiß: Seiner Liebe darf ich vertrauen.  Das, Schwestern und Brüder,  wünsche ich uns allen an diesem Weihnachtsfest. Amen.

MUSIK:

Musik zum Einzug / Präludium: Georg Philipp Telemann: La Majesté
Eingangslied: GL 241 „Nun freut euch ihr Christen“, Str. 1+3
Kyrie: GL 159
Gloria: GL Nr. 726
Antwortpsalm: GL 55,1
Ruf vor dem Evangelium / Halleluja: GL 175,4 mit Vers
Musik zwischen den Predigtteilen: J. S. Bach, „Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich“ BWV 609
Credo:  GL 178
Musik zur Gabenbereitung: „Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter“ BWV 650
Sanctus:  GL 200
Gesang zum Brotbrechen: GL 256, „Ich steh an deiner Krippe hier“, Str. 1 und 4
Musik zur Kommunionausteilung: GEORG FRIEDRICH HÄNDEL 1685-1759 aus Music for the Royal Fireworks, La Paix
Danklied:  GL 243 „Es ist ein Ros entsprungen“, Str. 1-3
Schlusslied: GL 238, „O du fröhliche“
Musik zum Auszug: GEORG FRIEDRICH HÄNDEL 1685-1759 aus Music for the Royal Fireworks, Ouvertüre

WEITERER SERVICE IM INTERNET:

Die katholische Pfarrgemeinde St. Ludwig ist im Internet zu finden unter www.sankt-ludwig-darmstadt.de. Den ganzen Gottesdienst zum Nachhören bietet nach Weihnachten  www.hr4.de.

 

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